Nach Tod eines Mädchens: Umfangreiche Krisenintervention im Heim
Nach dem Tod eines Mädchens in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung im oberfränkischen Wunsiedel läuft dort eine umfassende Krisenintervention. Wie der Träger, die Katholische Jugendfürsorge (KJF) des Bistums Regensburg, am Samstag mitteilte, mobilisierten Leitung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle Kräfte, um Kinder sowie Kolleginnen und Kollegen in dieser belastenden Situation zu schützen und zu unterstützen: "Sie haben vertraute Ansprechpartner, die zuhören, sie auffangen und begleiten können."
Die Kinder einer Gruppe, die erst am Karfreitag aus einer Skifreizeit in Österreich in die Einrichtung zurückkehrt seien, hätten die Mitarbeitenden zuvor vorbereitet, heißt es. Sie seien "behutsam informiert und ihre Fragen beantwortet worden". Die Verantwortlichen hätten die Ankunft so geplant, dass sofort ein "hohes Maß an Sicherheit und engmaschige Betreuung durch vertraute Bezugspersonen sichergestellt sind". Hilfsbereitschaft und Solidarität der Kolleginnen und Kollegen seien überwältigend. Dieser Zusammenhalt stärke alle betroffenen Menschen und gebe ihnen Zuversicht.
Am Dienstagmorgen hatte eine Angestellte im Kinder- und Jugendhilfezentrum Sankt Josef das dort untergebrachte Mädchen leblos in einem Zimmer entdeckt. Erste Ergebnisse einer rechtsmedizinischen Untersuchung ergaben Hinweise auf Fremdeinwirkung. Am Karfreitag informierten Polizei und Staatsanwaltschaft, dass ein elfjähriger Junge aus der Einrichtung verdächtigt werde, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Da dieser nicht strafmündig sei, sei er präventiv in einer gesicherten Einrichtung untergebracht worden.
Viele Gespräche mit den Kindern
Die weitere Auswertung der kriminaltechnischen Spuren sowie die noch anstehende Anhörung des Kindes würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Die Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit den zuständigen Jugendbehörden. Für die Ermittlungen war eine aus über 40 Personen bestehende Sonderkommission "Park" eingerichtet worden.
Laut Mitteilung der KJF dürfen die Kinder mit all ihren Fragen zu den Pädagogen kommen. In den Gruppen sei es ruhig; es würden viele Gespräche geführt. Dies sei für die Kinder sehr wichtig, denn Verluste hätten manche von ihnen schon erfahren müssen.
Über die Osterfeiertage sind einige Kinder zu ihren Eltern gefahren, wie es heißt. In den etwas kleineren Gruppeneinheiten gebe es so die Möglichkeit, intensiv mit Mädchen und Jungen zu sprechen. Nach der jetzigen aktiven Krisenintervention würden weitere Maßnahmen folgen, um Kinder, Jugendliche und Fachkräfte traumapädagogisch zu versorgen und um sie in der Trauerarbeit zu begleiten. Für Dienstag plane der Pastoralreferent der KJF eine Andacht mit den Kinder und Mitarbeitenden. – In dem Kinder- und Jugendhilfezentrum betreuen nach eigenen Angaben rund 90 Mitarbeitende etwa ebenso viele Kinder und junge Menschen im Alter von 3 bis 19 Jahren. (KNA)