Lieddichter und Theologe Huub Oosterhuis gestorben
Der niederländische Theologe und Lieddichter Huub Oosterhuis ist tot. Er starb am Ostersonntag "nach kurzer Krankheit" mit 89 Jahren in Amsterdam, wie seine Familie laut niederländischen Medienberichten (Montag) mitteilte. Oosterhuis wurde bekannt für Texte und Lieder, die in katholischen und protestantischen Kirchen weit verbreitet waren.
Im neuen katholischen Gesangbuch "Gotteslob" ist Oosterhuis mit fünf und im Evangelischen Gesangbuch mit vier Liedern vertreten. Sein dichterisches Werk und seine Beiträge zur Erneuerung von Liturgie und Kirchengesang finden seit Jahrzehnten auch in Deutschland weite Verbreitung.
Aus Jesuitenorden ausgeschlossen
Oosterhuis war Jesuit, wurde aber wegen seiner Ablehnung des Zölibats 1969 aus dem Orden ausgeschlossen und als Priester suspendiert. 1971 verließ er die katholische Kirche und blieb der ehemals katholischen und heute unabhängigen "Studentenkirche" in Amsterdam verbunden. Zu seinen in Deutschland bekanntesten Liedern zählen "Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr" oder "Herr, unser Herr, wie bist Du zugegen".
"Trotz großer Traurigkeit sind unsere Herzen erfüllt von Liebe und Dankbarkeit für all die schönen Momente, die wir von unserem inspirierenden und liebevollen Vater erhalten haben", hieß es in einem Statement der Familie. Oosterhuis ist der Vater der Sängerin Trijntje Oosterhuis und des Komponisten Tjeerd Oosterhuis.
"Er hat den Übergang von einer Kirche, die hauptsächlich Latein und unverständlich sang, zu einer Kirche vollzogen, die Niederländisch sang", sagte Arjan Broers, Pastor der Dominikuskirche in Amsterdam, im NOS Radio 1 Journal.
Oosterhuis veröffentlichte seit den 1950er Jahren Gedichtsammlungen. Er war ein enger Freund auch der königlichen Familie. Auf Wunsch von Königin Beatrix sprach er 2002 bei der Beisetzung von Prinz Claus in der Nieuwe Kerk in Delft. Er schrieb auch ein Lied für die Hochzeit von Prinz Friso und Mabel 2004 und sprach den Segen bei Frisos Beerdigung 2013.
Zölibat als "großer Stolperstein"
Oosterhuis wuchs in Amsterdam auf. 1952 trat er den Jesuiten bei und wurde 1964 in der Sankt-Servatius-Basilika in Maastricht zum Priester geweiht, ehe er Ende der 1960er Jahre seinen priesterlichen Dienst aufgeben musste.
Der Zölibat war "ein großer Stolperstein für ihn, um innerhalb der Kirche zu funktionieren", sagte Oosterhuis' Biograf Marc van Dijk im NOS Radio 1 Journal. "Und nicht nur für ihn. Es gab in den 1960er Jahren eine ganze Bewegung von Priestern, die den Beruf aufgegeben haben. Die Erwartung war, dass der Zölibat kurzfristig gelockert werden könnte. Aber das ist nicht passiert, also sind mehr Priester gegangen."
Oosterhuis heiratete dann 1970 die Krankenschwester und Musikerin Josefien Melief. Sie bekamen die beiden Kinder Trijntje und Tjeerd. Nach der Scheidung heiratete Oosterhuis erneut, Colet van der Ven. (mal/KNA)