Mersch zur Bischofswahl: Veto aus Vatikan hat mich nicht überrascht
Es ist das nächste Stoppschild aus dem Vatikan: Am Mittwochmittag wurde durch eine Mitteilung des Erzbistums Padeborn bekannt, dass die Kurie den Paderborner Plänen für eine stärkere Beteiligung von Laien an der Wahl des künftigen Erzbischofs einen Riegel vorgeschoben hat. Entsprechende Überlegungen seien nicht mit dem Preußenkonkordat vereinbar, so der Vatikan. Das Veto aus Rom ist auch über Paderborn hinaus bedeutsam, schließlich hatte sich auch der Synodale Weg für eine stärkere Einbeziehung der Gläubigen bei der Bestellung von Diözesanbischöfen in Deutschland ausgesprochen. Im Interview mit katholisch.de äußert sich die Paderborner Laienvertreterin Nadine Mersch zu der Entscheidung des Vatikan. Mersch ist Vorsitzende des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn und war bislang als eine von 14 Laienvertretern Teil des Wahlgremiums, das den neuen Erzbischof wählen sollte.
Frage: Frau Mersch, der Vatikan hat eine stärkere Beteiligung von Laien an der Wahl des neuen Paderborner Erzbischofs verboten. Was sagen Sie zu dem Veto aus Rom? Wurden Sie davon überrascht?
Mersch: Ich bin natürlich enttäuscht – überrascht hat mich diese Entscheidung aber nicht. Denn es gab in den vergangenen Monaten, in denen wir Laien uns bei mehreren Terminen mit dem Paderborner Metropolitankapitel über die Wahl des neuen Erzbischofs und mögliche Kandidaten ausgetauscht haben, durchaus Hinweise, dass der Vatikan gegen eine Beteiligung von uns Laien an dem Wahlprozess votieren könnte.
Frage: Begründet wird das Veto vor allem mit dem Preußenkonkordat, nach dessen Bestimmungen eine Beteiligung von Laien an der Wahl und die dafür erforderliche Ausweitung des sogenannten "Päpstlichen Geheimnisses" auf Laien nicht ohne Weiteres möglich sein sollen. Können Sie diese Begründung nachvollziehen?
Mersch: Ich kann nachvollziehen, dass man die Ablehnung der Laienbeteiligung auf diese Weise begründet – trotzdem finde ich die Entscheidung bedauerlich. Denn sie zeigt einmal mehr, dass es im Vatikan keinerlei Verständnis für die starken Reformwünsche in der katholischen Kirche in Deutschland gibt, sondern uns im Gegenteil immer wieder harte Grenzen aufgezeigt werden. Es ist und bleibt meine feste Überzeugung, dass wichtige Belange wie die Wahl eines Bischofs von allen Gliedern unserer Kirche gemeinsam gestaltet werden können sollten. Dass man das in Rom offensichtlich anders sieht, ist traurig. Mir ist natürlich klar, dass die Wahl eines Bischofs auf der Basis von verbindlichen, rechtssicheren Regeln ablaufen muss. Aber das man im Vatikan offensichtlich nicht einmal den Versuch unternommen hat, in dieser Frage nach kreativen Lösungen zu suchen, kann ich nicht nachvollziehen. Wo es Regeln gibt, sollten immer auch Ausnahmen möglich sein.
Frage: Werden Sie und die anderen bislang an dem Prozess beteiligten Laien in irgendeiner Form auf die Entscheidung aus Rom reagieren?
Mersch: Da ich derzeit im Urlaub bin, hatte ich noch keine Gelegenheit, mich mit den anderen beteiligten Laien auszutauschen. Ich denke aber schon, dass es irgendeine Reaktion geben wird. Schließlich haben sich viele Gläubige im Erzbistum eine Laienbeteiligung an der Wahl des neuen Erzbischofs gewünscht. Und auch in den anderen deutschen Bistümern wurde unser Vorgehen ja mit großem Interesse verfolgt. Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass das Veto aus dem Vatikan unkommentiert bleiben wird.
Frage: Sehen Sie nach der Entscheidung aus Rom noch irgendeine Chancen, trotzdem eine – wenn auch nur symbolische – Beteiligung von Laien an der Wahl des neuen Erzbischofs zu erreichen?
Mersch: Mir fehlt, ehrlich gesagt, die Vorstellungskraft, wie eine solche Beteiligung – in welcher Form auch immer – nach dieser deutlichen Ansage aus dem Vatikan noch möglich sein sollte. Ich fürchte, wir müssen auch bei diesem Thema erkennen, dass unser Wunsch, die Zukunft unserer Kirche mit allen Gliedern gemeinsam zu gestalten, bis auf Weiteres auf harten römischen Widerstand stößt.
Frage: Das bisherige Paderborner Vorgehen hatte sich eng an dem vom Synodalen Weg beschlossenen Handlungstext "Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs" orientiert. Ist mit dem Veto aus dem Vatikan also ein weiteres zentrales Reformvorhaben des Synodalen Wegs endgültig gescheitert?
Mersch: Das kann man sicher so sehen – aber ich persönlich wehre mich dagegen, mich von solchen römischen Entscheidungen entmutigen zu lassen. Ich denke, wir müssen noch engagierter und kreativer daran arbeiten, unsere Reformideen – vor allem die konkreten Beschlüsse des Synodalen Wegs – in Rom und der gesamten Weltkirche zu erklären und dafür zu werben.