Weil Kirche ihn als Heiligen aufbauen wollte

Autor: Liebesgeschichte von Franz und Klara von Assisi wurde verdeckt

Veröffentlicht am 21.04.2023 um 11:26 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Der Münchner Autor Alois Prinz hat eine neue Biografie zu Franz von Assisi vorgelegt: Er lobt den Heiligen einerseits als "echten Revolutionär". Andererseits hält er das Bild seiner Beziehung zur heiligen Klara für korrekturbedürftig.

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Der preisgekrönte Münchner Autor Alois Prinz (65) hält das Bild von Franz und Klara von Assisi für korrekturbedürftig. "Meiner Meinung nach hatte Franziskus eine Beziehung zu ihr, die man eine richtige Liebesgeschichte nennen kann", sagte Prinz der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag). "Da er von der Kirche als Heiliger aufgebaut werden sollte, hat man das verdeckt."

Der Autor hält es zwar für gegenwärtig "nicht mehr angesagt, sich mit religiösen Figuren zu beschäftigen", hat es aber trotzdem getan: Mit "Franz von Assisi" legt er im Gabriel Verlag eine neue Biografie zu dem Heiligen vor. "Das ist ein Mensch, der wirklich etwas zu sagen hat. Ein echter Revolutionär!", sagte Prinz. "Was er vor 800 Jahren über den Umgang mit der Umwelt, was er als Botschafter des Friedens geleistet und wie er hierarchiefreies Zusammenleben praktiziert hat, ist hochaktuell."

Das Buch trägt den Untertitel "Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter". Franziskus (1181-1226) habe nur eine Kutte und nicht einmal Schuhe besessen, so Prinz. Franz habe herausfinden wollen, mit wie wenig man auskommen und trotzdem glücklich sein könne. "Dass Verzicht nicht als Verlust empfunden wird, sondern zu mehr Glück führen kann, ist ein Gedanke, den wir heute unbedingt brauchen."

"Herrlich verrückt"

Als "herrlich verrückt" beschreibt der Autor das Wanderleben dessen, der sich selbst als "Buffone", als Spaßmacher, verstanden habe. Alle Wichtigtuerei und alles Machtgehabe seien ihm fremd gewesen. "Er war ein Performer. Und er hat lieber in der Unterhose gepredigt, als sich eines der pompösen Ornate eines Priesters oder Bischofs überzuziehen."

Als bis dahin einmalig würdigt Prinz den "Sonnengesang" des Heiligen. Mit dieser Hymne, dem ältesten Zeugnis italienischer Lyrik, habe Franziskus "die Natur als Abbild der göttlichen Schöpfung besungen, wie es das bis dahin nicht gegeben hat". Die belebte und unbelebte Natur als Verwandte des Menschen zu betrachten, habe den biblischen Schöpfungsbegriff erweitert. (tmg/KNA)

Service

Alois Prinz: Franz von Assisi. Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter. Gabriel Verlag Stuttgart 2023, 272 Seiten, 17 Euro.