Bätzing wirft Zollitsch verantwortungsloses Handeln vor
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, geht auf Distanz zu seinem Vorvorgänger, dem früheren Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, und wirft ihm verantwortungsloses Verhalten vor. "In seiner Zeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im Jahr 2010 wurden entscheidende Maßnahmen zur Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche gesetzt. Diese hat er selbst in seinem Bistum offenbar in derselben Zeit nicht angewandt und übergangen", sagte er der Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung" (Samstag).
Der Limburger Bischof fügte hinzu, er sei "wirklich ratlos", wie das passieren konnte: "Da fehlte offensichtlich wirksame Kontrolle. Und genau das ist einer der größten Fehler im System."
Öffentliche Auftritte? "Das kann ich mir nicht vorstellen"
Der aktuelle Freiburger Erzbischof Stephan Burger habe richtig gehandelt, den Vatikan um die Überprüfung der Vorgänge zu bitten, ergänzte Bätzing: "In diesem Fall muss Rom beurteilen, wie die Ergebnisse des Gutachtens über Erzbischof Zollitsch einzuordnen sind – und unter Umständen sanktioniert werden müssen."
Er halte es jedenfalls für ausgeschlossen, dass Zollitsch nochmals öffentlich auftritt, so der Bischof weiter: "Das kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre auch nicht angemessen."
Eine klare Erwartungshaltung äußerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an seine Bischofskollegen in Deutschland: "Ich erwarte, dass in jedem Bistum dieser schwierige Aufarbeitungsprozess vorgenommen wird. Denn dieser verhilft vor allem den Betroffenen zu ihrem Recht." Diese Aufarbeitung müsse aus seiner Sicht aber in unabhängige Hände gelegt werden.
Den Reformprozess Synodaler Weg der Kirche in Deutschland sieht Bätzing als Erfolgsgeschichte. "Allein die Tatsache, dass die Laien in Deutschland mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK bereit waren, nach dieser bestürzenden Missbrauchsstudie im Jahr 2018 mit uns Bischöfen gemeinsam diesen Weg der Erneuerung und Umkehr zu gehen, ist ein großer Erfolg", so der DBK-Vorsitzende. "Wir sind zusammengeblieben und haben Hürden überwunden. Und wir haben auch schon Reformen umgesetzt." Unter anderem bekenne sich die katholische Kirche in ihrem Arbeitsrecht zur Vielfalt: "Die Menschen unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlichster sexueller Identität sowie Lebensformen sind wertvoll."
Die deutschen Katholiken dürften "nicht nur auf Rom schauen, sondern die meisten der Beschlüsse des Synodalen Weges liegen in unseren Händen, wo wir als Ortskirche handeln können", ergänzte Bätzing. Es gebe aber natürlich auch Beschlüsse, die man nur mit der Weltkirche zusammen realisieren könne: "Dazu wird hoffentlich die Weltsynode im Oktober 2023 ihren Beitrag leisten können."
"Wer von Spaltung spricht, verspricht sich etwas davon"
Die Gefahr einer Spaltung oder eines deutschen Sonderwegs sieht der Bischof nicht: "Wer von Spaltung spricht, verspricht sich etwas davon. Der will im Grunde die Reformbemühungen, die von so vielen Menschen erwartet und getragen werden und die Erneuerung und Umkehr der Kirche zum Ziel haben, kleinreden."
Die Kirche in Deutschland sei mit all ihren Forderungen und ihren Bemühungen um einen Kulturwandel nicht alleine, so Bätzing weiter: "Wir hörten gerade bei der letzten Synodalversammlung aus Australien und aus Lateinamerika dieselben Töne. Ich erhoffe mir von der Weltsynode, dass diese Bemühungen akzeptiert werden und wir auf diese Weise auch vorangehen können, ohne die Einheit mit dem Papst und die Einheit mit der weltweiten katholischen Kirche zu gefährden. Denn das will ganz bestimmt niemand."
Er habe mehrfach auch mit dem Papst über die Themen gesprochen, berichtete der Bischof: "Für ihn ist der Synodale Weg in Deutschland zu parlamentarisch ausgerichtet. Aber er kommt aus einer anderen Kultur. Das muss man ihm zugutehalten. Im Dialog möchte ich Brücken bauen und in Rom erklären, was wir wann und wie im Synodalen Weg beschlossen haben. Und ich möchte dies gemeinsam mit der Präsidentin des ZdK tun." (mal/KNA)