Umgang mit "Tal der Gefallenen" sorgt seit Jahrzehnten für Kontroversen

Nach Franco: Auch Gründer der spanischen Faschisten wird umgebettet

Veröffentlicht am 24.04.2023 um 11:51 Uhr – Lesedauer: 

London/Madrid ‐ Die Gebeine von Diktator Franco wurden bereits aus der Basilika im "Tal der Gefallenen" entfernt – nun wird auch der Gründer der spanischen Faschistenpartei umgebettet. Um ein "Spektakel" zu verhindern, wollen sich seine Nachfahren um alles kümmern.

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Rund vier Jahre nach Diktator Francisco Franco werden auch die Gebeine des Gründers der spanischen Faschistenpartei "Falange", José Antonio Primo de Rivera (1903-1936), aus der Basilika der als "Valle de los Caidos" (Tal der Gefallenen) bekannten Gedenkstätte nahe Madrid entfernt und umgebettet. Wie der britische "Guardian" (online) am Sonntag unter Berufung auf spanische Medien berichtete, werde die Familie Primo de Riveras an diesem Montag seine sterblichen Überreste auf einem Madrider Friedhof neu bestatten.

Hintergrund ist ein 2022 durch die Regierung erlassenes Gesetz zur Neudefinition des "Tals der Gefallenen". Darin ist unter anderem vorgesehen, dass das Monument zu einer Gedenkstätte an die Gräuel des Spanischen Bürgerkriegs und des Franco-Regimes umgewandelt werden soll. Auch der offizielle Name hat sich geändert: Nach seiner geografischen Lage heißt es nun "Tal von Cuelgamuros". Primo de Riveras Nachfahren hatten nach der Verabschiedung des Gesetzes angekündigt, seinen Leichnam zu exhumieren und in eine andere Grabstätte zu überführen.

"Kein öffentliches Spektakel"

Gegenüber einer spanischen Zeitung erklärte die Familie laut dem Bericht, die Entscheidung bedeute, dass die Behörden die Exhumierung nicht durchführen müssten, wie es das neue Gesetz vorsehe: "Der Exhumierungsprozess sollte und wird eine streng private Familienangelegenheit bleiben, damit er nicht zu einem öffentlichen Spektakel wird, das zu Konfrontationen zwischen Spaniern führen könnte". Primo de Rivera wurde im November 1936 hingerichtet, nachdem er wegen "Verschwörung gegen die republikanische Regierung" zum Tode verurteilt worden war. Franco schuf daraufhin einen Personenkult um Primo de Rivera. 1959 wurden seine Überreste in das "Tal der Gefallenen" überführt.

Der Umgang mit dem "Valle de los Caidos" sorgt in Spanien seit Jahrzehnten für Kontroversen. Der faschistische Diktator Francisco Franco (1892-1975) hatte die Gedenkstätte mit dem mehr als 150 Meter hohen freistehenden Steinkreuz und einer riesigen Basilika nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) durch Zwangsarbeiter errichten lassen. Mit dem gewaltigen Monument wollte er die "für Gott und Spanien" Gefallenen ehren. In einer Gruft befinden sich die sterblichen Überreste Zehntausender Soldaten. Viele von ihnen wurden anonym bestattet. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger, unter den Toten sind auch Tausende republikanische Kriegsopfer. Francos Gebeine wurden 2019 nach monatelanger Debatte auf Veranlassung der spanischen Regierung aus der Gedenkstätte entfernt und in eine Familiengruft auf einem Friedhof überführt. Eine Beschwerde seiner Nachfahren beim Obersten Gericht blieb ohne Erfolg. (mal)