Bistum Münster: Missbrauchsvorwürfe gegen Priester und Studiendirektor
Das Bistum Münster hat Missbrauchsvorwürfe gegen einen 1991 verstorbenen Priester öffentlich gemacht, der von 1970 bis 1980 als Studiendirektor am städtischen Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve tätig war. Dem Mann werde in mehreren Fällen, die in den Zeitraum seiner Tätigkeit in Kleve fielen, sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen, teilte die Diözese am Freitag mit. Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, stehe in Kontakt mit drei Betroffenen, in zwei Fällen seien bereits Anerkennungszahlungen geleistet worden. Aufgrund der bisherigen Berichte rechne der Interventionsbeauftragte damit, dass es weitere Betroffene gibt. Der beschuldigte Priester war laut Bistum seit 1971 auch als Seelsorger in Reichswalde eingesetzt, außerdem war er von 1980 bis 1988 Pfarrverwalter in Keeken und Bimmen.
Offenbar, so das Bistum weiter, wurde bereits Mitte der 1980er-Jahre der damalige Bischof Reinhard Lettmann auf Missbrauch durch den Täter hingewiesen. Dieser war den Angaben zufolge ursprünglich Paderborner Bistumspriester und erst Ende der 1980er-Jahre offiziell als Priester in das Bistum Münster gewechselt. Zur Identität des Priesters teilte die Diözese weiter mit, dass dieser 1914 geboren und 1941 zum Priester geweiht worden sei. Und weiter: "1988 bat er Bischof Lettmann aus 'gesundheitlichen Gründen' um seinen Rücktritt, der Bischof entsprach dem im Dezember 1988." Nach Aussage eines Betroffenen seien hierfür aber nicht gesundheitliche Gründe ausschlaggebend gewesen, sondern die Missbrauchsvorwürfe.
"Der Betroffene geht davon aus, dass Lettmann die Taten vertuschen wollte"
Der Betroffene habe dem Interventionsbeauftragten mitgeteilt, dass er Bischof Lettmann 1988 einen Brief geschrieben habe, in dem er ihm über den sexuellen Missbrauch berichtet habe. "Lettmann habe sich daraufhin nie bei ihm gemeldet. Der Betroffene geht davon aus, dass Bischof Lettmann die Taten vertuschen wollte", so das Bistum. Ein zweiter Betroffener habe dem Interventionsbeauftragten mitgeteilt, dass er von einer größeren Zahl von Betroffenen – "mindestens 13 betroffenen Jungen und ein Mädchen" – ausgehe. Es sei auch unwahrscheinlich, dass Lehrer an dem Gymnasium in Kleve nichts von dem Missbrauch mitbekommen hätten.
Das Bistum Münster erklärte, auf Bitte der drei Betroffenen mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Betroffenen hätten den Wunsch geäußert, dass der Sachverhalt öffentlich gemacht werde. Die Pfarreien und die Schulen, in denen der Priester im Bistum Münster gewesen sei, seien vor der Veröffentlichung über den Sachstand unterrichtet worden. Zugleich erklärte der Interventionsbeauftragte, der selbst bis 1977 Schüler am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium war und den Priester aus dieser Zeit kennt, dass der Wunsch nach Herstellung von Öffentlichkeit dem Bistum erstmals 2010 übermittelt worden sei. Er könne weder erklären noch nachvollziehen, warum dieser Schritt damals nicht vollzogen worden sei. (stz)