Kölner Stadtdechant Robert Kleine übt deutliche Kritik an Musiker

Antisemitismus: Kirchen protestieren gegen Roger-Waters-Konzert

Veröffentlicht am 08.05.2023 um 18:33 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der britische Musiker Roger Waters soll am Dienstag in Köln auftreten. Jedoch wird ihm Antisemitismus vorgeworfen. Kirchen und Religionsgemeinschaften kritisieren den geplanten Auftritt – und finden dafür deutliche Worte.

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In Köln hat ein Bündnis gegen ein Konzert von Roger Waters demonstriert. Jüngste Aussagen des Musikers seien "geschmacklos, subtil, geschichtsklitternd und antisemitisch", sagte der Kölner Stadtdechant Robert Kleine am Montag. Auch der evangelische Superintendent Bernhard Seiger verurteilte das geplante Konzert. Seiger warnte vor einem Antisemitismus, der schleichend wieder salonfähig werde. Waters soll am Dienstag im Rahmen seiner Deutschland-Tour in der Kölner Lanxess-Arena auftreten. 

Dem Briten wird Antisemitismus vorgeworfen. Jeder Konzertbesucher müsse sich fragen, wie er mit den Aussagen des Musikers umgeht, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) vor dem Kölner Dom. "In Bezug auf Antisemitismus kann es kein anderes Interesse geben als ihn zu bekämpfen." 

Debatte um Waters-Konzerte in Deutschland 

Das Kölner Konzert ist das zweite von Waters in Deutschland in diesem Jahr. Am Sonntagabend trat der Künstler bereits in Hamburg auf. Große Debatten löste auch das für den 28. Mai geplante Konzert in Frankfurt aus. Gegen eine Absage des dortigen Auftritts durch den Veranstalter hatte Waters Klage eingereicht – und Recht bekommen. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt kündigte am Montag für den Konzerttag eine Demonstration an. 

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sagte in Köln, Waters dürfe sich nicht auf das Grundgesetz berufen, um seine "Schmutzparolen" zu verkünden. Vor der Kunst- und Meinungsfreiheit stehe dort die Würde des Menschen. Ein Konzert wie dieses dürfe sich nicht wiederholen. Deutlich kritisierte er auch den Konzertveranstalter, der die Lanxess-Arena gemietet hat. In einem Statement hatte das Unternehmen gesagt, vor eineinhalb Jahren nichts von der politischen Gesinnung des Künstlers gewusst zu haben. "Das ist so lächerlich, dass ich mir wirklich verarscht vorkomme", so Lehrer. 

Warnung vor Boykott-Bewegung BDS 

Waters ist seit vielen Jahren prominenter Unterstützer der gegen Israel gerichteten Boykott-Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, verglich die Bewegung mit einem Chamäleon. "Dieses BDS kommt so harmlos daher", sagte er. Die Zielsetzung sei aber die gleiche wie die von terroristischen Vereinigungen: "Israel von der Landkarte zu fegen". 

An dem Protest-Bündnis sind die Synagogen-Gemeinde in Köln, die deutsch-israelische Gesellschaft, die kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie katholische und evangelische Kirche beteiligt. Unterstützt wird der Aufruf von den Parteien Grüne, CDU, FDP, SPD, Linke und Volt. (ben/KNA)