Benennen sich ZdK, KAB und Co. bald geschlechtergerecht um?

Sind Frauen mitgemeint? Gender-Diskussion um katholische Verbände

Veröffentlicht am 19.05.2023 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Viele katholische Verbände führen in ihren Verbandsnamen bislang nur die männliche Form wie "Katholiken". Ändert sich das bald? Die Diskussion um mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache ist jedenfalls auch in der Kirche in vollem Gange. Ein Verband plant bereits konkret seine Umbenennung.

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Als der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, nach dem Stuttgarter Katholikentag im vergangenen Jahr bei Twitter nach Ideen für Verbesserungen bei künftigen Katholikentagen fragte, bekam er zahlreiche Vorschläge präsentiert. Ein Wunsch, der dabei gleich mehrfach geäußert wurde, betraf etwas Grundsätzliches – den Namen des Treffens. "Der Name muss sich ändern! Es wird Zeit, endlich Katholik*innentag zu sagen, Traditionen hin oder her!", schrieb etwa der Essener Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Christian Toussaint. Der Hochschulpfarrer Burkhard Hose stieß direkt darunter ins gleiche Horn: "... unbedingt den Namen verheutigen!".

Auch wenn die Diskussion um eine geschlechtergerechte Umbenennung der traditionsreichen Veranstaltung bald darauf wieder abebbte – spätestens zum Katholikentag im kommenden Jahr in Erfurt (29. Mai bis 2. Juni 2024) dürfte sie wieder Fahrt aufnehmen. Daran dürfte auch die ablehnende Haltung des gastgebenden Bischofs Ulrich Neymeyr nichts ändern. Auf die Frage, wie er zu einer möglichen Umbenennung des Katholikentags in Katholik*innentag stehe, sagte er im vergangenen Jahr in einem katholisch.de-Interview: "Das sehe ich kritisch. Zum einen würde ich beim Begriff 'Katholikentag' nie auf die Idee kommen, dass das nur eine Veranstaltung für Männer ist. Und zum anderen missfällt mir grundsätzlich die Gender-Schreibweise mit Stern oder Unterstrich; das halte ich beides nicht für die richtige Lösung."

Der "Gender-Geist" ist auch in der katholischen Kirche aus der Flasche

Doch der "Gender-Geist" ist auch in der katholischen Kirche längst aus der Flasche und die Debatte um eine diskriminierungssensible und inklusive Sprache auch jenseits des Katholikentags in vollem Gange. Teilweise geht es dabei nur um gendergerechte Formulierungen in Pressemitteilungen und anderen Texten von Bistümern und anderen katholischen Institutionen. Teilweise – siehe das Beispiel des Katholikentags – geht es aber auch um die Frage einer möglichen Umbenennung bekannter katholischer Einrichtungen, die in ihrem Namen bislang nur die männliche Form tragen.

„Die Bezeichnung 'Zentralkomitee der deutschen Katholiken' ist historisch gewachsen. Der Name ist Markenkern – von daher lässt sich eine Entscheidung zur Änderung nicht leichtfertig treffen.“

—  Zitat: ZdK-Generalsekretär Marc Frings

Das gilt zum Beispiel auch für das ZdK, das laut seinem Namen bislang nur die Katholiken, nicht aber die Katholikinnen umfasst. Immer mal wieder kamen in den vergangenen Jahren noch recht zaghaft vorgetragene Forderungen auf, den Namen der obersten Vertretung der katholischen Laien in Deutschland gendergerecht zu verändern. Und wer im Internet recherchiert, stellt fest, dass einzelne kirchliche Institutionen wie die Diözesanräte der Katholiken in den Erzbistümern Köln sowie München und Freising und der Paderborner Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) zumindest in manchen Texten auf ihren Internetseiten – beinahe subversiv – bereits vom Zentralkomitee der deutschen Katholikinnen und Katholiken schreiben.

Doch so weit ist es offiziell noch nicht – und ob es überhaupt je so weit kommt, ist auch noch nicht klar. "Die Bezeichnung 'Zentralkomitee der deutschen Katholiken' ist historisch gewachsen. Der Name ist Markenkern – von daher lässt sich eine Entscheidung zur Änderung nicht leichtfertig treffen", erklärt dazu Generalsekretär Frings auf Anfrage von katholisch.de. Zugleich betont er aber auch, dass es ihm wichtig sei, dass die Mitglieder des Zentralkomitees ihre Meinung zu dieser Frage einbrächten – etwa im Rahmen des derzeit laufenden Reformprozesses, bei dem das Statut und die Geschäftsordnung des ZdK überarbeitet werden sollen. "Spricht sich eine Mehrheit für die Anpassung oder Veränderung unseres Namens aus, sollte die Vollversammlung tätig werden. Die Zukunft wird also zeigen, ob die Mitglieder eine Veränderung dieses Labels wollen – oder seiner Entstehung in einer bestimmten Zeitgeschichte weiter den Vorrang geben", so Frings.

"Um Bewusstsein für die Vielfalt zu schaffen": ZdK gendert alle Texte

Außerdem verweist er darauf, dass die ZdK-Vollversammlung im April 2021 beschlossen habe, alle ZdK-Texte zu gendern: "Das betrifft Beschlüsse und Erklärungen, Pressemitteilungen und alle anderen Formen öffentlicher und interner Rede und Sprache. Wir haben dies entschieden, um ein Bewusstsein für die Vielfalt der Gesellschaft zu schaffen und Menschenwürde jedem sozialen Geschlecht zuzusprechen – nicht nur Männern und Frauen." Der Beschluss werde auch der Vielfalt innerhalb des ZdK besser gerecht, zugleich habe man "diese Lernerfahrung" in die politischen Positionierungen des Zentralkomitees übersetzt. "So begrüßen wir es sehr, dass sich die Bundesregierung für die Abschaffung des Transsexuellengesetzes und für die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes einsetzt", betont Frings.

Joachim Frank
Bild: ©KNA

"75 Jahre nach Gründung unseres Verbands wollen wir der selbstverständlich praktizierten Gleichberechtigung der Geschlechter auch im Verbandsnamen Rechnung tragen", so der GKP-Vorsitzende Joachim Frank.

Diskussionen um eine mögliche Änderung des eigenen traditionsreichen Namens gibt es auch in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Das bestätigt Pressesprecher Matthias Rabbe im Gespräch mit katholisch.de. Ob man künftig auch die Arbeitnehmerinnen in den Verbandsnamen aufnehme, werde innerhalb des Verbandes durchaus diskutiert, "aber wir sind noch nicht so weit". Der Partnerverband in Österreich dagegen schon: Auf Antrag der Kärntner KAB änderte der Verband bereits im Oktober 1993 seinen Namen in Katholische Arbeitnehmer/innen-Bewegung Österreichs (KABÖ). Immerhin verweist Rabbe für die deutsche KAB darauf, dass man im Vorstand bereits seit Jahrzehnten paritätisch besetzt sei und in Publikationen immer beide Geschlechter anspreche.

In Sachen Umbenennung könnte unter den katholischen Verbänden in Deutschland demnächst die Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) einen neuen Maßstab setzen. Zur Mitgliederversammlung im Juni will der Vorstand einen Antrag auf Änderung des Verbandsnamens in "Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands" einbringen. Im gleichen Zuge sollen überarbeitete Fassungen der Satzung und Geschäftsordnung in gendersensibler Sprache verabschiedet werden. "75 Jahre nach Gründung unseres Verbands wollen wir der selbstverständlich praktizierten Gleichberechtigung der Geschlechter auch im Verbandsnamen Rechnung tragen", sagt dazu der GKP-Vorsitzende Joachim Frank auf Anfrage von katholisch.de.

Geht die GKP innerhalb der katholischen Verbände voran?

Man stelle die bereits seit längerem vorbereitete Beschlussvorlage erst jetzt zur Abstimmung, weil man in den Jahren der Corona-Pandemie keine ausreichende Möglichkeit zu einem breiten Austausch unter den GKP-Mitgliedern zu diesem Thema gesehen habe, so Frank weiter. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung sei allen Interessierten Gelegenheit gegeben worden, das Für und Wider einer Umbenennung zu diskutieren.

Stimmen die GKP-Mitglieder im Juni für den Vorschlag ihres Vorstandes, geht der Verband auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit auch in der Sprache innerhalb der deutschen katholischen Verbände deutlich voran. Ob weitere katholische Einrichtungen diesem Beispiel bald folgen werden, bleibt abzuwarten. Dass manche traditionsreichen Verbände dem Thema (noch) keine große Bedeutung beimessen oder das Thema lieber ganz ignorieren wollen, zeigt sich vielleicht auch daran, dass mehrere Verbände wie etwa der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) entsprechende Fragen von katholisch.de unbeantwortet ließen.

Von Steffen Zimmermann