Von Verharmlosung des Holocaust nur wenige Schritte bis zu seiner Wiederholung

Bischof Neymeyr: Deutsche besonders anfällig für Rassismus

Veröffentlicht am 18.05.2023 um 10:59 Uhr – Lesedauer: 

Wachstedt/Klüschen Hagis ‐ Besonders die Deutschen müssten wachsam gegenüber Rassismus und Extremismus sein, denn sie seien dafür offensichtlich besonders anfällig, mahnt der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr. Dazu verweist er auch auf aktuelle Debatten.

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Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat zum Widerstand gegen Rassismus und Rechtsextremismus aufgerufen. "Wir müssen als Deutsche immer wachsam sein gegenüber Ungeistern, für die unser Volk offensichtlich besonders anfällig ist", warnte er am Donnerstag bei einer Wallfahrt des Bistums Erfurt. An der Wallfahrtskirche Klüschen Hagis bei Wachstedt im Eichsfeld betonte Neymeyr: "Von der Verharmlosung des Holocaust ist es nur ein kurzer Weg über die Gutheißung des Holocaust bis hin zu seiner Wiederholung." Ein Anzeichen dafür seien die Anschläge auf Synagogen in Deutschland.

Der Bischof erinnerte auch an "die emotionalen Reflexe, die es gegen die Sinti und Roma gab und gibt, die wie andere Ukrainerinnen und Ukrainer auch vor dem Krieg geflohen sind". Sie hätten gezeigt, "dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit noch lange nicht überwunden ist". Dies zeige überdies "die Ablehnung, auf die viele Menschen stoßen, die eine anderen Hautfarbe oder ein anderes Aussehen haben, selbst wenn sie hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind".

Bei Missbrauch und Vertuschung nichts schönreden

Neymeyr bekräftigte zudem seine scharfe Kritik an sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche. "Im Missbrauchs- und Vertuschungsskandal gibt es überhaupt nichts schönzureden", betonte er. Er kritisierte, dass die Verbrechen von Priestern "nach Möglichkeit vertuscht wurden, um den schönen Schein des heiligen Priestertums und der heiligen Kirche zu wahren".

Zugleich verwies Neymeyr darauf, dass die Kirche seit 20 Jahren gegen eine solche Vertuschung vorgehe. "Mühsam, langsam, weil wir Pionierarbeit leisten", räumte der Bischof ein. Er fügte hinzu: "Das hat noch keine Organisation in unserem Land gemacht: Klare Regeln, wie mit Beschuldigungen umgegangen wird, Aufarbeitung, soweit sie möglich ist, und Prävention."

In seiner Predigt äußerte sich Neymeyr auch zu Forderungen in Deutschland nach Reformen in der katholischen Kirche. Dabei geht es unter anderem um Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle der Frau. Über den Weg der katholischen Kirche werde nicht in Deutschland entschieden, betonte Neymeyr. "Wir sind eine Weltkirche, die auf einem internationalen synodalen Weg unterwegs ist, mit zwei großen Weltsynoden in diesem Jahr im Herbst und im kommenden Jahr im Herbst." Den "Schatz der Einheit" mit der Weltkirche werde er nicht aufgeben, so Neymeyr, "auch wenn manches etwas länger dauert, weil bei manchem die katholische Kirche in anderen Ländern nicht mitgehen kann". (cph/KNA)