Neymeyr: Kirche muss gegen Antisemitismus vorgehen – Kritik an AfD
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sieht die Kirche in der Verantwortung, entschieden gegen Antisemitismus vorzugehen. Es sei beklemmend, dass es auch politische Kräfte wie die AfD in Thüringen gebe, die eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur forderten, sagte der Bischof am Donnerstag dem Portal "domradio.de". "Die darf es nicht geben." Neymeyr ist Leiter der Unterkommission für religiöse Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Am Mittwoch hatte sich der Aufstand im Warschauer Ghetto gegen die deutsche Besatzung zum 80. Mal gejährt.
Der Bischof mahnte, die Deutschen müssten immer wieder an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnern, durch die Millionen von Juden ermordet wurden. "Das sind wir den Opfern und natürlich auch den Überlebenden der Opfer schuldig", betonte Neymeyr. Auch heute, angesichts von antisemitischen Vorfällen wie dem Angriff auf die Synagoge in Halle 2019 oder dem documenta-Skandal um antisemitische Darstellungen im vergangenen Jahr, sei Wachsamkeit gefragt. "Wir müssen solche Dinge immer wieder aufdecken und dagegen vorgehen."
Der Erfurter Bischof erklärte zudem, um noch aktiver gegen Antisemitismus zu werden und die christlich-jüdischen Beziehungen weiter zu stärken, müsse die katholische Kirche auch auf sich selbst schauen. "Einmal müssen wir auch die christlichen Wurzeln des Antisemitismus offenlegen", sagte Neymeyr. Die "eigene Schuldgeschichte" müsse eingestanden werden. Zudem müsse das jüdische Leben in Deutschland mehr in den Blickpunkt gehoben werden. "Wir müssen zeigen, dass wir froh und dankbar sind, dass es Juden mit ihrer Kultur, mit ihrer Religion unter uns gibt." (epd)