Mainzer Oberhirte verteidigt den Pontifex

Bischof Kohlgraf: Papst hofft im Ukraine-Krieg auf Verhandlungen

Veröffentlicht am 21.05.2023 um 10:09 Uhr – Lesedauer: 

Leipzig ‐ Wegen seiner Haltung zum Ukraine-Krieg wird Papst Franziskus immer wieder kritisiert. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf verteidigte den Pontifex nun – räumte aber auch ein, dass die Reaktion momentan "eher blass und ein wenig hilflos" wirke.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Haltung von Papst Franziskus zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verteidigt. Zwar habe sich der Papst wiederholt auf die Seite der angegriffenen Ukraine gestellt, halte sich aber auch Verhandlungsoptionen offen, erklärte Kohlgraf laut Redemanuskript am Sonntag in Leipzig mit Blick auf Kritik etwa der Medien zu diesem Kurs.

Damit setze Franziskus die vatikanische Friedenspolitik und Diplomatie der vergangenen Jahrzehnte fort, sagte der Bischof. Der Papst unterscheide klar zwischen Tätern und Opfern, setze aber langfristig auf Verhandlungen und Diplomatie. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dahinter die fehlende Bereitschaft verbirgt, Verantwortung übernehmen zu wollen oder Schuld klar zu benennen." Kohlgraf äußerte die Hoffnung, dass der Heilige Stuhl nach einem Ende des Krieges eine für beide Seiten anerkannte Position einnehmen kann. "Im Moment erscheint die Reaktion eher blass und ein wenig hilflos", räumte der Bischof zugleich ein.

Krieg habe durch Parteinahme von Kyrill I. auch religiöse Dimension

Durch die Parteinahme des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. für den Angriff habe der Krieg auch eine religiöse Dimension, so Kohlgraf weiter. Es werde das Feindbild einer säkularen Gesellschaft aufgebaut und der Krieg dagegengesetzt. Wenn Papst Franziskus vor diesem Hintergrund eher die diplomatischen Wege beschreite, sei dies möglicherweise der einzige Weg, religiöse Gegensätze zu überwinden und gegnerische Konfessionen an einen Tisch zu holen.

Kohlgraf sprach bei einem Friedenskongress zum 75-jährigen Bestehen der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, deren Präsident er ist.

Papst Franziskus hatte auf dem Rückweg von seiner Ungarnreise Ende April von einer noch geheimen Friedensmission des Vatikans zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnte eine solche Mission nach einer Begegnung mit dem Papst am vergangenen Wochenende ab. Samstagabend war bekannt geworden, dass der italienische Kardinal Matteo Zuppi diese Mission leiten soll. Details sind noch nicht bekannt. (mpl/KNA)