Pfingsten heißt Vielfalt – und das ist gut so!
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
"Bevor ich’s morgen vergesse: schon mal schöne Pfingsttage in die Runde" und "Ich tauche über Pfingsten ab, kann euch aber einen schönen Gottesdienst in YX empfehlen": Das sind Sätze, die ich diese Woche gehört bzw. im Messenger gelesen habe – und sie haben mich gefreut. Denn wie oft lese ich über Pfingsten Dinge, die eine gläubige Katholikin pessimistisch stimmen könnten? Pfingsten sei viel weniger bekannt als Weihnachten oder Ostern, der Sinn des Feiertags am Montag wird infrage gestellt. Seelsorgende oder Lehrkräfte klagen manchmal, dass es wenig Konkretes an dem Hochfest gebe, kaum Brauchtum oder volkstümliche Traditionen, auch bildsprachlich sei es schwierig mit der Wahl zwischen der Taube oder den Feuerzungen.
Das stimmt zwar alles, aber diese Klagen verdecken manchmal das Potenzial, das im Pfingstfest steckt. Es geht um den Geist Gottes und um die Ursprünge der christlichen Kirche. Zu Recht werden an Pfingstmontag gerne ökumenische Gottesdienste gefeiert. Es geht auch um Menschen, die verängstigt und versteckt lebten, dann aber hinausgehen und von dem sprechen, was sie erfüllt – und sie tun es in vielen Sprachen. Der Heilige Geist wird auch Beistand, Tröster und Helfer genannt oder wie im Hebräischen weiblich angesprochen als "die Geistkraft". In manchen Weltregionen und Gemeinschaften wird traditionell neun Tage lang vor Pfingsten in der Novene um die Kraft des Heiligen Geistes gebetet. Die Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen schreibt über das Feuer des Geistes: "Durch dich bringt die Erde grün hervor" und verweist so auf die Schöpfung, die in dieser Jahreszeit – auch als Pfingstrose – erblüht.
Das Christentum ist vielfältig und die katholische Kirche ist es auch. Dadurch, dass es keine dominante Tradition wie die Eier an Ostern und die Geschenke an Weihnachten gibt, kann die Pastoral diese Vielfalt aufgreifen und – angepasst an die jeweilige Situation vor Ort – anbieten: Wo Menschen sich nach einem Beistand sehnen, dann von diesem erzählen, und wo eine Gemeinde aus Gläubigen vieler Kulturen besteht, das Polyglotte des Pfingstereignisses herausstellen. Ich freue mich auf die Feiertage und bin gespannt darauf, welcher Aspekt von Pfingsten in der Messe auftauchen wird, die ich besuchen werde. In diesem Sinne wünsche ich: Schöne Pfingsten!
Die Autorin
Agathe Lukassek ist Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hildegardis-Verein mit Sitz in Bonn.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.