Nach Einführung von neuem digitalen Priesterausweis in Frankreich

Bischof zu QR-Code für Priester: Brauchen Kultur der Kontrolle

Veröffentlicht am 31.05.2023 um 16:50 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Paris ‐ Vor Kurzem hatte Frankreichs Bischofskonferenz einen neuen digitalen und landesweit einheitlichen Priesterausweis vorgestellt. Bischof Bruno Feillet betonte jetzt die Bedeutung des Ausweises als Instrument im Kampf gegen Missbrauch in der Kirche.

  • Teilen:

Der französische Bischof Bruno Feillet verteidigt den neuen digitalen Priesterausweis als Instrument im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche. "Wir müssen eine Kultur der Kontrolle entwickeln", sagte der Bischof von Seez in der Normandie der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Der QR-Code sei nur eines der Elemente im Kampf gegen Kindesmissbrauch, das womöglich künftig auch international eingesetzt werden könne. Wer das Dokument scannt, sehe sofort, "ob ich alle Sakramente spenden kann", so der Bischof.

Die Französische Bischofskonferenz hatte die digitale Ablösung der alten Papierversion des Priesterausweises 2021 beschlossen. Das neue Dokument ist an ein nationales Register gebunden und soll bis Jahreswechsel landesweit an alle rund 17.000 Priester und Diakone ausgegeben werden. Der QR-Code der Karte im Kreditkartenformat zeigt wie bei einer Ampel an, wenn sich der Priester bislang nichts hat zuschulden kommen lassen (Grünes Licht).

Bei Rot darf der Karteninhaber sein Amt nicht mehr ausüben

Bei Rot darf der Karteninhaber sein Amt nicht mehr ausüben. Auch der Geistliche selbst kann Informationen abrufen: Bei einem gelben Strich wird er aufgefordert, wie am Bankautomaten einen PIN-Code einzugeben. Daraufhin erscheint eine Liste mit Tätigkeiten, von der Beichte über die Arbeit mit Jugendgruppen bis hin zu Vieraugengesprächen mit Kindern. Angekreuzt sind die Aufgaben, die der Priester nicht mehr übernehmen darf. Neben sexueller Gewalt gegen Minderjährige können auch Vergehen wie finanzielle Veruntreuung oder Misshandlung in Seniorenheimen erfasst werden.

Der Sprecher der deutschen Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, kritisierte die Unterscheidung bei Gelb und forderte erneut eine Null-Toleranz-Politik. "Wer als Priester einmal Kinder missbraucht hat, soll nicht mehr Priester sein und nicht nur einen Eintrag in seinen digitalen Ausweis bekommen", sagte Katsch zu "Christ & Welt". Das Ampelsystem trage dazu bei, den Geistlichen im Amt zu halten, etwa in der Bistumsverwaltung oder im Archiv.

Katsch fordert ein klares kirchliches Gesetz, das weltweit sexuellen Kindesmissbrauch mit der Entlassung aus dem Priesteramt bestraft. "Solange es das nicht gibt, wird in jedem Land versucht werden, irgendwie zurechtzukommen mit übergriffigen Tätern", so der Sprecher. Zugleich räumte Katsch ein, dass eine Karte mit QR-Code in einer weltweit tätigen Organisation wie der katholischen Kirche pragmatisch und schnell in der Umsetzung sei.

Bedienung der neuen Priester-Ampel stößt auf Kritik

Auch die Bedienung der neuen Priester-Ampel stößt auf Kritik. Denn ausgerechnet die Bischöfe, deren Machtkonzentration von Untersuchungskommissionen kritisiert wird, sollen die auf der Karte gespeicherten Daten regelmäßig aktualisieren. Katsch: "Dieser Farbcode stärkt die Macht der Hierarchie über die Priesterschaft da, wo mehr Transparenz und Kontrolle durch Laien notwendig wäre." Er sei ein "verbindendes Band" zwischen Bischöfen und Priestern und könne dazu führen, Nachsicht gegenüber den Tätern zu zeigen.

In Frankreich waren in den vergangenen Jahren mehrere spektakuläre Fälle von Missbrauch in der Kirche bekannt geworden. Im Herbst 2021 legte eine Kommission unabhängiger Experten erschreckende Zahlen vor. Laut deren Hochrechnungen könnten in den vergangenen 70 Jahren bis zu 216.000 Kinder Opfer sexueller Gewalt von Priestern und Ordensleuten geworden sein. Die Zahl der Täter beläuft sich demnach auf rund 3.000. (KNA)