Patriarch traf Russlands neu ernannten Botschafter beim Heiligen Stuhl

Kyrill I. sieht Probleme und Chancen in Beziehungen zum Vatikan

Veröffentlicht am 31.05.2023 um 18:15 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs die Bedeutung des Dialogs mit dem Vatikan betont. Derzeit befinde man sich diesbezüglich in einer "neuen Ära mit neuen Problemen und neuen Möglichkeiten".

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Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat die Bedeutung des Dialogs mit dem Vatikan betont. Bei einem Treffen mit Russlands neu ernanntem Botschafter beim Heiligen Stuhl, Iwan Soltanowski, sagte Kyrill I. laut Angaben seiner Kirche von Dienstagabend in Moskau, die Kommunikation zwischen beiden Konfessionen sei in der Vergangenheit von Vorteil für beide Seiten gewesen. Jetzt befinde man sich in einer "neuen Ära mit neuen Problemen und neuen Möglichkeiten".

Herausforderungen werden in der Mitteilung nicht konkret benannt

Das Kirchenoberhaupt ergänzte: "Und es scheint für uns wichtig zu sein, in dieser historischen Entwicklungsphase die Beziehungen zum Vatikan richtig aufzubauen." Die aktuellen Herausforderungen werden in der Mitteilung des Moskauer Patriarchats nicht konkret benannt. Gleich zu Beginn des Gesprächs mit Soltanowski erklärte Kyrill I.: "Die römisch-katholische Kirche ist unser traditioneller und wichtiger Partner." Der Botschafter bezeichnete den Aufbau von gegenseitig nützlichen Beziehungen zum Vatikan den Angaben zufolge als "keine leichte Aufgabe".

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Soltanowski Mitte Mai zum Ständigen Vertreter beim Heiligen Stuhl ernannt. Zuvor war der 68-Jährige von 2015 bis 2022 Botschafter beim Europarat im französischen Straßburg. Seine dortige Arbeit endete, weil der Europarat Russland im Frühjahr 2022 wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine aus der Organisation ausschloss, die sich vor allem für Menschenrechte starkmacht. Soltanowski löst als Botschafter beim Heiligen Stuhl Alexander Awdejew (76) ab, der Russland zehn Jahre lang gegenüber dem Vatikan vertrat. Papst Franziskus nannte Awdejew Ende April vor Journalisten einen großartigen Mann.

Franziskus bot den Vatikan wiederholt als Vermittler an

Kyrill I. unterstützt Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, was international für Entsetzen und Empörung sorgte. Franziskus warnte den Moskauer Patriarchen bei einem Videotelefonat, er müsse aufpassen, nicht zum "Staatskleriker" und Putins "Messdiener" zu werden. Eine für Juni oder Juli 2022 in Jerusalem geplante Begegnung beider Kirchenoberhäupter wurde abgesagt. Zuletzt bekundete der Papst allerdings wieder sein Interesse an einem Treffen mit Kyrill I.

Franziskus bot den Vatikan wiederholt als Vermittler im russisch-ukrainischen Krieg an. Jüngst ernannte er den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, zum Leiter einer Friedensmission zur Beendigung des Kriegs. Zuppi soll Gespräche in Kiew und Moskau führen. Wann er dorthin reisen soll, ist unklar. (KNA)