Politik und Zisterzienserinnen sind noch im Gespräch

Zukunft des Marienthaler Psalters weiter unklar

Veröffentlicht am 07.06.2023 um 13:46 Uhr – Lesedauer: 

Dresden/Ostritz ‐ Vor einem Jahr boten die Zisterzienserinnen von Sankt Marienthal den "Marienthaler Psalter" zum Verkauf an, um Schulden zu tilgen. Der Aufschrei nicht nur in der Kunst- ud Kulturszene war groß. Wie steht es jetzt um die mittelalterliche Handschrift?

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Der Verbleib des "Marienthaler Psalters" und weiterer mittelalterlicher Handschriften des Klosters Sankt Marienthal ist nach wie vor ungewiss. Sachsens Kulturministerium und die Zisterzienserinnenabtei seien noch im Gespräch darüber, teilten beide Seiten am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Zugleich betonten sie, über den Stand der Verhandlungen strengstes Stillschweigen vereinbart zu haben. Das Ministerium äußerte jedoch die Hoffnung, mit dem Kloster eine Einigung zu erreichen, "um diese wertvollen Kulturgüter auch weiterhin in Sachsen zu erhalten". Auch das Kloster hatte dafür geworben, dass die Handschriften in seiner Bibliothek oder zumindest in Sachsen bleiben.

Vor gut einem Jahr hatte die bei Ostritz an der Neiße gelegene Abtei die Werke aus ihrer Klosterbibliothek über einen Handschriftenhändler auf dem internationalen Kunstmarkt zum Verkauf angeboten, um mit dem Erlös Schulden zu begleichen. Unter anderen kritisierten Kunsthistoriker die Verkaufspläne scharf. Auch das Kulturministerium betonte, es wäre ein "unersetzbarer Verlust", wenn vor allem der Psalter ins Ausland oder in Privatbesitz käme und dort nicht mehr öffentlich zugänglich wäre. Der Marienthaler Psalter ist eine nach Expertenangaben zu Beginn des 13. Jahrhunderts geschaffene und reich illustrierte Handschrift mit Texten der biblischen Psalmen. Demnach befindet sie sich seit der Reformationszeit in Sankt Marienthal, der ältesten ununterbrochen bestehenden Zisterzienserinnenabtei in Deutschland. Fachleute sehen in dem Marienthaler Psalter ein Werk von europäischem Rang.

Mit dem Verkauf wollte das Kloster nach Angaben der Äbtissin Elisabeth Vaterodt einen drohenden finanziellen Ruin vermeiden. Die Existenz des seit 1234 ununterbrochen bestehenden Klosters sei bedroht. So hätten die Restaurierungsmaßnahmen nach dem Neiße-Hochwasser von 2010 trotz staatlicher Förderung dazu geführt, dass das Kloster fünf Millionen Euro selbst aufbringen musste. Überdies habe die Corona-Pandemie zu weitgehenden Einnahmeausfällen geführt. Zur Deckung dieser Kosten und zur Abgeltung von Krediten seien bereits die "Altersrücklagen" der meist alten Schwestern des Konvents verwendet worden, erklärte die Äbtissin in einem Interview mit katholisch.de. (stz/KNA)