Militärpfarrer Stephan Frank blickt auf seinen Einsatz in Mali zurück

Zurück in die Heimat

Veröffentlicht am 29.01.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Mali-Blog

Bonn ‐ Seit gut zwei Wochen ist Militärpfarrer Stephan Frank von seinem Einsatz in Mali zurück in der Heimat. "Ich muss tatsächlich erst mal ankommen", erzählt er beim Gespräch nach seiner Rückkunft. Auch die Eingewöhnung in der neuen Stelle läuft noch. Aus Afrika hat er viele Eindrücke vom Land, vor allem aber etliche offene Fragen mit nach Hause gebracht. Ein emotionales Problem für den Seelsorger.

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Kann man nach so kurzer Zeit eine intensive Erfahrung wie einen Auslandseinsatz mit der Bundeswehr schon verarbeitet haben? "Ich glaube, ich habe den Einsatz sogar schon innerlich abgeschlossen. Man landet in Deutschland, ein, zwei Dinge gehen einem innerlich noch nach, aber dann ist es auch vorbei", sagt Stephan Frank. Was ihm nachgehe, seien vor allem Fragen, die sich aus der Arbeit ergeben hatten. "Ich hatte die Leute ja jetzt gekannt und da hätte sich mit Sicherheit noch das ein oder andere seelsorgliche Gespräch ergeben." Aber das müsse nun eben sein Nachfolger als Seelsorger für das Bundeswehr-Kontingent in Mali übernehmen.

Bild: ©Bundeswehr

Freiluft-Gottesdienst in Mali: Im Schnitt nimmt etwa jeder zehnte Soldat des Kontingents an der Heiligen Messe teil.

Lückenlose Betreuung für die Soldaten

Die Betreuung der Bundeswehrsoldaten im Einsatz durch Seelsorger ist lückenlos. Und der Seelsorger findet auch, dass die Truppe gut versorgt ist. "Wer Hilfe sucht, bekommt sie auch", stellt Stephan Frank fest. Überhaupt sei das Umfeld, in dem die Soldaten ihren Dienst verrichten, bemerkenswert gut. "Vieles war – unter den Bedingungen – optimal. Ob das die Technik war oder die Unterbringung." Natürlich, sagt der Militärpfarrer, würde er selbst angesichts seiner komfortableren Unterbringung in einem Einzelzimmer nicht dauerhaft im Camp leben wollen. "Aber dafür ist es auch ein Einsatz und damit müssen die Soldaten zurecht kommen."

Neben der guten Infrastruktur habe der Pfarrer noch einen weiteren Vorteil gegenüber anderen Mitarbeitern im Camp: "Wir sind Teil der Bundeswehr, aber unabhängig. Und die Unabhängigkeit wird auch im Einsatz gewahrt." Weil die Militärseelsorger außerhalb der Befehlskette stehen, würden die Soldaten ihnen größeres Vertrauen entgegen bringen, als beispielsweise dem Psychologen, den die Bundeswehr auch immer dabei hat. "Der Soldat meint vielleicht, der Psychologe sei mehr Teil des Systems Bundeswehr", erklärt Stephan Frank.

Der Pfarrer kennt die Stimmung im Lager

Auch kann sich Stephan Frank nicht über mangelnde Unterstützung seitens der Einsatzführung beklagen. Für den Kommandeur sei der Militärpfarrer ein wichtiger Ansprechpartner, der über die Stimmung in der Truppe bescheid weiß. "Der Kommandeur würde natürlich am liebsten selbst am Morgen die Runde machen und seine Männer und Frauen fragen, wie's so geht." Weil das aber nicht ohne Weiteres ginge, sei der Militärpfarrer ein beliebter Ansprechpartner, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Nicht nur in den Augen des Kommandeurs sei er dann nicht in erster Linie Geistlicher, erzählt Stephan Frank. "Für Manche ist der Geistliche auch wichtig, ganz klar." Für den Großteil der Soldaten sei er als Pfarrer aber vor allem Seelsorger, zu dem sie mit persönlichen Problemen kommen, selten mit Glaubenskrisen.

Seine Aufgaben seien da durchaus vergleichbar mit denen eines normalen Pfarrers in der deutschen Heimat, bis hin zur Sakramentenkatechese. Bei einem früheren Einsatz im Kosovo durfte er sogar einmal eine Firmung spenden. "Die normale Seelsorge, wie sie in der Gemeinde stattfindet, schlägt in der Militärseelsorge auch auf. Nur in anderer Form", sagt Stephan Frank. Da könne es auch mal sein, dass der Militärpfarrer einem Soldaten die Nachricht vom Tod der Oma überbringen muss.

Ein besonderes Vertrauensverhältnis

Zwischen dem Pfarrer und seiner Gemeinde besteht ein besonderes Vertrauensverhältnis, auch im Feld. Ein solches aufzubauen, ist jedoch nicht leicht, wenn man wie Militärpfarrer Stephan Frank nur gut sechs Wochen mit den Soldaten im Einsatz verbringt. "Für die Truppe wäre es besser, der Pfarrer wäre die ganze Zeit da. Und für uns eigentlich auch." Es sei für ihn ungefähr wie für einen Lehrer, der eine Klasse auf eine Schulaufgabe in vier Monaten vorbereiten soll, aber nach sechs Wochen schon wieder geht. Er wüsste dann weder, welche Fragen noch aufgetaucht sind, noch, wie die Prüfung ausgefallen sei. "Das ist auch für mich als Pfarrer ein emotionales Problem", gibt Stephan Frank zu. "Man geht mit Fragen."

Auch um diese Fragen zu klären, will er deshalb unbedingt an der Einsatznachbereitung der Truppe teilnehmen. Dazu kommt das Kontingent nach der Rückkehr noch einmal zu einem Seminar zusammen, um das Erlebte zu reflektieren. Militärpfarrer Frank will dann hinzukommen, "um die Leute noch einmal zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Um einen Abschluss zu bekommen."

So ganz abgeschlossen ist der Einsatz also doch noch nicht. Viel Zeit für Erinnerungen hat Stephan Frank jedoch nicht, schließlich hat er gerade erst eine neue Stelle angetreten. Offiziell schon seit November ist er Militärpfarrer am Einsatzführungskommando der Bundeswehr bei Potsdam, wo die Auslandseinsätze geplant und koordiniert werden. "Hier geht es jetzt weiter."

Von Kilian Martin

Mali-Blog

In dieser Serie berichtete unser Volontär Kilian Martin etwa alle vierzehn Tage in Form von Blogposts von seinen Gesprächen mit Militärpfarrer Stephan Frank. Der war von Mitte November bis Anfang Januar im Einsatz bei der EU-Trainingsmission in Mali. Martin und Frank sind befreundet.