Standpunkt

Wer Sakramente als Waffe einsetzt, begeht Machtmissbrauch

Veröffentlicht am 14.06.2023 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Beim Streit zwischen Karmelitinnen und Bischof Michael Olson in Texas irritiert eine Sache Christoph Brüwer besonders: dass Sakramente als Druckmittel eingesetzt werden. Das widerspreche dem Sinn der Sakramente, findet er.

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Mit jeder neuen Wendung wird der Streit zwischen Bischof Michael Olson und den Karmelitinnen in der texanischen Diözese Fort Worth unübersichtlicher. Doch unabhängig davon, wer in diesem Fall Recht hat oder bekommt, irritiert eine Facette der Auseinandersetzung besonders: dass Sakramente als Druckmittel eingesetzt werden. Nur das kirchenrechtliche Minimum einer Beichte pro Jahr und eine Messe für die Sonntagspflicht wollte der Bischof den Schwestern noch zugestehen. Das sollte gelten, bis die Mitglieder des Klosters "dieses ihrem religiösen Stand zuwiderlaufende und unwürdige Verhalten einstellen und Liebe und Gehorsam gegenüber der Heiligen Kirche und ihren heiligen Hirten zeigen, und bis die anhängige Zivilklage abgeschlossen oder zurückgezogen ist", hieß es in einem Brief des Bischofs. Mittlerweile wurden die Einschränkungen immerhin etwas gelockert.

Natürlich räumt das Kirchenrecht dem Bischof als in diesem Fall zuständiger Autorität die Möglichkeit ein, über die Erlaubnis zur Spendung der Sakramente zu entscheiden. Wer aber Sakramente als Waffe einsetzt, um andere einzuschüchtern oder gefügig zu machen, der begeht Machtmissbrauch. Im Gegensatz zu Männerorden sind Frauenorden darauf angewiesen, dass Priester von außen in ihre Konvente kommen, um die Sakramente zu spenden und so das geistliche Leben zu gestalten. Sie stehen damit in einer klaren Abhängigkeit. Inwiefern das sinnvoll und zeitgemäß ist, ist sicher diskussionswürdig.

In den Sakramenten begegnet Christus den Menschen, sie geben dem Glaubensleben der Christen Geburt und Wachstum, Heilung und Sendung, so hält es der Katechismus fest. Zum Streit um den Ausschluss von Katholiken mit einer liberalen Haltung in Abtreibungsfragen von der Kommunion, sagte Papst Franziskus bereits 2021: "Die Kommunion ist keine Auszeichnung für perfekte Menschen", sondern sei vielmehr ein "Geschenk". Kirchliche Autoritäten tun gut daran, mit diesen Geschenken nicht geizig umzugehen – und sie schon gar nicht als politisches Druckmittel einzusetzen. Das widerspricht dem Sinn der Sakramente.

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.