Heße kritisiert anhaltenden Rassismus in Deutschland – auch in Kirche
Der Katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ist am Mittwochabend in Dresden verliehen worden. Den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt für ihr Projekt "Kirche für Demokratie". Der zweite Preis (3.000 Euro) ging an den Bund der Sankt Sebastianus Schützenjugend für ihr bundesweites Projekt "Schützen gegen Rechts". Den dritten Preis (2.000 Euro) erhielt die Aktion "Mädchen für Migranten" des Erzbischöflichen Sankt-Ursula-Gymnasiums im bayerischen Lenggries.
Der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, kritisierte bei der Verleihung eine anhaltende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland: "Jede Tat ist eine zu viel und muss uns Mahnung sein, gegen jede Form des Rassismus aufzustehen!" Rassismus widerspreche dem Geist Jesu und der christlichen Botschaft. "Dennoch gibt es auch in unserer Kirche rassistische und fremdenfeindliche Stimmen. Auch denen treten wir mit diesem Preis entgegen." Die Bischofskonferenz vergibt die Auszeichnung seit 2015 alle zwei Jahre, erstmals nun gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
"Vorreiter einer Gesellschaft, die sich vom Rassismus befreit"
Die Präsidentin des Laien-Dachverbands, Irme Stetter-Karp, würdigte die Preisträger als "Vorreiter einer Gesellschaft, die sich vom Rassismus befreit". Sie hoffe, dass diese Vision Wirklichkeit werde. "Gerade in diesen Wochen merken wir, wie das Asylrecht infrage gestellt wird, wie auch die Rhetorik der AfD immer wieder aufs Neue bei vielen Menschen verfängt, wie wir Wehrhaftigkeit in unserer Demokratie neu lernen und unter Beweis stellen müssen."
Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) räumte ein: "Wir nehmen derzeit ein Spannungsfeld zwischen Wertschätzung und Vertrauen in die Demokratie und großer Besorgnis um deren Werte wahr." Man müsse sich den Problemen stellen, die für diese Sorge verantwortlich seien: Extremismus, Hate-Speech und menschenverachtende Hetze sowie die Ausgrenzung von queeren Menschen. Die drei ausgezeichneten Initiativen setzten all dem etwas entgegen. Sie stünden für Respekt und Inklusion, und sie praktizierten ihren Glauben im Zeichen von Toleranz und Nächstenliebe.
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hob hervor, die Mehrheit der Menschen in Mitteldeutschland stehe für Freiheit und Menschenwürde ein. Das hätten sie beim Volksaufstand 1953 und im Wendejahr 1989 bewiesen. "Und das beweisen in unserem Landstrich Tag für Tag so viele Menschen und so viele Initiativen." (KNA)