Weltsynode: "Vielleicht müssen wir den Kräften des Widerstands entgegentreten"

Kardinal Tagle: Angst vor Veränderung in Kirche kommt von Unsicherheit

Veröffentlicht am 15.06.2023 um 11:01 Uhr – Lesedauer: 

San Diego ‐ Kardinal Tagle ist schockiert über Versuche, die Weltsynode zu untergraben. Angst vor Veränderungen komme aus einer Unsicherheit über die eigene Identität, glaubt der Kurienkardinal. Doch diesem Widerstand müsse entgegengetreten werden.

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Nach Meinung von Kardinal Luis Antonio Tagle hat der Widerstand gegen die von Papst Franziskus initiierte Weltsynode zur Synodalität ihren Ursprung in der Angst vor Veränderungen und der Unsicherheit über die katholische Identität. "Wo Unsicherheit über unsere Identität herrscht, besteht die Tendenz, klare Parameter und klare Grenzen zu definieren, um mich von den anderen abzugrenzen", sagte der philippinische Kardinal in einem Vortrag an der Universität von San Diego am Mittwoch. Er sei schockiert, wie versucht werde die Synode zu untergraben. "Vielleicht müssen wir individuell und als Gemeinschaft den Kräften des Widerstands entgegentreten“, fügte Tagle hinzu.

Er wolle niemanden verurteilen, sagte der Kardinal weiter. Jedoch wünsche er sich manchmal, dass "die Menschen ruhig und gelassen die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils lesen und sich mit den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils auseinandersetzen würden, anstatt sich auf Karikaturen oder voreingenommene Darstellungen dessen zu verlassen, wofür das Zweite Vatikanische Konzil steht." Das Konzil habe einen Rahmen geschaffen, aus dem die aktuelle Diskussion über die Synodalität in der Kirche unter Franziskus hervorgegangen sei, erklärte Tagle. "Meine Vision für eine Synodalkirche ist eine Kirche, die diese wunderbare Gabe des Heiligen Geistes, die der gesamten Kirche gegeben wurde, wiederentdeckt", sagte er.

Geistliche sollen sensibel handeln

Tagle betonte zudem die Bedeutung der kulturellen Sensibilität innerhalb der Kirche und forderte Geistliche auf, zu verstehen, dass sie nicht allein über alle Talente verfügen, die für eine effektive Führung der Kirche erforderlich sind. "Wir müssen uns nicht gegenseitig nachahmen", sagte er. Vielmehr sei es wichtig sich gegenseitig zu ergänzen und die Gaben des anderen zu teilen. Seine Vision für die Zukunft sei "eine Kirche, die die vielen, vielen Gaben feiert. Es gibt einen Austausch von Gaben, nicht zum persönlichen Vorteil, sondern zum Dienst."

Kardinal Tagle ist seit 2019 Leiter der Missionsabteilung des Dikasteriums für die Evangelisierung. Zudem ist er seit 2023 Propräfekt der Evangelisierungsbehörde, also dessen Vize-Chef. (ben)