Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses beendet

Offiziell: Erzbischof Gänswein geht ins Erzbistum Freiburg – vorläufig

Veröffentlicht am 15.06.2023 um 12:16 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Freiburg ‐ Zuletzt verdichteten sich die Hinweise – jetzt ist es offiziell: Der frühere Sekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, verlässt den Vatikan und kehrt in sein Heimatbistum Freiburg zurück – vorläufig, wie es heißt.

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Erzbischof Georg Gänswein (66) hat keine Aufgabe mehr im Vatikan. Sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses, das er offiziell seit Dezember 2012 innehatte, habe Gänswein am 28. Februar dieses Jahres beendet. Das teilte das vatikanische Presseamt am Donnerstag mit. Der Papst habe Gänswein angewiesen, ab dem 1. Juli vorläufig in seine Heimatdiözese zurückzukehren. Da der langjährige päpstliche Privatsekretär weiterhin Priester der Erzdiözese Freiburg ist, bleibt das Bistum im Südwesten Deutschlands für seine Versorgung zuständig.

Unklar ist bislang, wie eine Zusammenarbeit mit der Kirche vor Ort aussehen kann. Entsprechende Gespräche mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger laufen. Das Erzbistum Freiburg bestätigte auf Anfrage nur, dass Gänswein in der ersten Juliwoche seinen Wohnsitz in Freiburg nehmen wird. Der Erzbischof hat in den vergangenen Wochen sein Erinnerungsbuch mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit" in mehreren Lesungen im deutschsprachigen Raum vorgestellt, etwa am 16. Mai in Wiesbaden. Auf Fragen nach seiner beruflichen Zukunft antwortete er: "Ich bin nicht der, der entscheidet. Ich bin der, über den entschieden wird." Er mache dem Papst lediglich Vorschläge.

Gänswein arbeitete viele Jahre für den aus Deutschland stammenden Benedikt XVI. – vor, während und nach dem Pontifikat. Seit 2013 diente er gleichzeitig Papst Franziskus als Haus-Präfekt. 2020 beurlaubte Franziskus Gänswein von diesem Amt, damit er sich ganz dem emeritierten Kirchenoberhaupt widmen könne. In "Nichts als die Wahrheit" schrieb Gänswein, er sei damals "schockiert und sprachlos" über die Entscheidung gewesen. Das Buch sorgte international für Schlagzeilen und Diskussionen, weil es unter anderem Details über inhaltliche Konfliktlinien zwischen dem amtierenden und dem vorigen Papst enthält.

Zuletzt um Nachlass Benedikts gekümmert

Zuletzt hatte sich Gänswein um den Nachlass Benedikts XVI. gekümmert, der an Silvester 2022 gestorben war. Seit 2003 war er als Privatsekretär an der Seite von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst. Der heute 66-Jährige stammt aus Riedern im Schwarzwald. Er studierte Theologie in Freiburg und Rom und wurde 1984 zum Priester geweiht. Nach seinen Kaplansjahren schickte ihn der damalige Freiburger Erzbischof Oskar Saier für eine Doktorarbeit in Kirchenrecht nach München, die Gänswein 1993 mit der Bestnote abschloss.

Anschließend wurde er Saiers Privatsekretär. Weil ein Jahr später der Nuntius in Deutschland drängte, das bedeutende Erzbistum Freiburg habe noch nie einen Priester an die Römische Kurie geschickt, wurde Gänswein nach Rom entsandt, blieb aber Priester des Erzbistums Freiburg. Als Mitarbeiter der Gottesdienstkongregation war "Don Giorgio" 1995 etwa für Laisierungsanträge von Priestern zuständig, die heiraten wollten. Nach gut einem Jahr holte ihn Kardinal Ratzinger in die vatikanische Glaubensbehörde und machte ihn 2003 zu seinem Privatsekretär.

Mit der Wahl Ratzingers zum Papst im April 2005 wechselte Gänswein, der zeitweise in der Boulevardpresse wegen seines Aussehens als "George Clooney des Vatikans" galt, in den Apostolischen Palast. Im Dezember 2012, kurz vor seinem Rücktritt, ernannte Benedikt XVI. ihn zum Präfekten des Päpstlichen Hauses. Als solcher war Gänswein für die offiziellen Termine des Papstes verantwortlich. Zunächst bekleidete er diesen Posten auch unter Papst Franziskus. Mit dem Tod Benedikts rückte Gänswein wieder verstärkt in die Öffentlichkeit. (tmg/KNA)

15.6., 12:40 Uhr: Ergänzt um Legende. 13:45 Uhr: Ergänzt um weitere Details.