Priestermangel mache ihm "große Sorgen"

Erzbischof Heße: Brauchen Alternativen zum Zölibat für Priester

Veröffentlicht am 20.06.2023 um 10:51 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ So sehr er den Zölibat schätze, brauche es doch andere Wege, um den "Fachkräftemangel" in der Kirche zu beheben, meint Erzbischof Stefan Heße. In einem Interview sprach er auch über sein von Papst Franziskus abgelehntes Rücktrittsgesuch.

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Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat sich angesichts des Priestermangels für Alternativen zum Pflichtzölibat ausgesprochen. "Ich glaube, es braucht Alternativen, so sehr ich den Zölibat schätze und gerne lebe", sagte Heße dem Kölner "Domradio". Es gebe bereits verheiratete Priester mit entsprechender Genehmigung im Erzbistum Hamburg. "Wir haben die Diakone im Zivilberuf, warum soll es den Priester mit Zivilberuf nicht geben?", fragte Heße.

Die Berufungswege seien heute grundsätzlich sehr individuell. "Die alten Systeme, das Priesterseminar, wo alle hingegangen sind, sind, glaube ich, nicht mehr die Wege, die man beschreiten kann", so Heße. Dass in seiner Erzdiözese derzeit nur zwei junge Männer auf dem Weg zum Priester seien, "macht mir als Bischof große Sorgen". Heße beklagte einen "Fachkräftemangel" auch in anderen Berufen der Kirche. Daher sei es wichtig, kreativ zu werden und neue Wege zu finden. So fördere er beispielsweise bereits Quereinsteiger in pastoralen Laienberufen. Grundsätzlich brauche es viel Aufmerksamkeit und Nähe, so der Erzbischof. "Und wir müssen hören, wo Gott ruft, vielleicht ruft er an neuen Stellen, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben."

Wunsch, wieder in Pfarrseelsorge zurückzukehren

Angesprochen auf sein von Papst Franziskus abgelehnte Rücktrittsgesuch sagte Heße, er sei "damals ernsthaft davon ausgegangen, dass der Papst das Gesuch annimmt. Ich musste mich sehr damit auseinandersetzen, als er es dann nicht tat". Er sei froh und dankbar, dass der Wiedereinstieg jedoch gut geklappt habe.

Anlass für das Interview war Heßes Priesterweihe vor 30 Jahren. Im Rückblick auf diese Zeit sagte der 56-Jährige, sein Weg sei "in keiner Weise so geplant" gewesen: "Ich hatte an bestimmten Stellen den Wunsch, wieder in die Pfarrseelsorge zurückzugehen, weil ich da viel Schönes erlebt habe." Auch heute als Bischof versuche er, weiterhin mit den Menschen in Kontakt zu treten. Durch die Diaspora-Situation sei das in Hamburg möglich, aufgrund der großen Distanzen im Erzbistum teilweise auch digital. "Deswegen fühle ich mich hier in Hamburg sehr wohl." (cbr)