Einziger volljähriger Organisator schwul – Pfarrer sagt Ferienlager ab
Ein Kuss zweier Männer hat offenbar zur Absage eines katholischen Ferienlagers in Italien geführt. Wie die Zeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch) berichtet, wurde der einzige volljährige Organisator aufgrund seiner Homosexualität als Betreuer vom Sommerprogramm einer Pfarrei in Cesena ausgeschlossen.
Durch ein Kuss-Foto in Sozialen Netzwerken war der zuständige Pfarrer auf die sexuelle Orientierung seines Camp-Koordinators aufmerksam geworden. Beratungen mit der zuständigen Diözese führten dann zu dem Ausschluss als Betreuer für die teilnehmenden Kinder. Als schwuler Mann sei er als Erzieher für die jüngeren Generationen nicht geeignet, so die Begründung laut der Zeitung.
Bürgermeister empört
Die Organisation im Hintergrund hätte der Mann weiterführen dürfen, lehnte dies jedoch ab. Weil kurzfristig kein weiterer volljähriger Koordinator zur Verfügung stand, musste das gesamten Sommerlager in der Stadtrandpfarrei abgesagt werden. Laut Informationen des "Corriere" hatte dieselbe Gruppe das Feriencamp schon in den vergangenen Jahren betreut.
Der Bürgermeister von Cesena, Enzo Lattuca, reagierte empört auf die Absage. Auf Facebook schrieb er: "Ich dachte, das Mittelalter läge hinter uns und inakzeptable Diskriminierungen wie diese seien unserer Stadt fremd. Offensichtlich habe ich mich geirrt."
Die sommerlichen Schulferien in Italien sind für viele Eltern eine Herausforderung, sie dauern fast drei Monate. Auch viele Kindertagesstätten sind für einen Großteil dieser Zeit geschlossen. Von etwa Mitte Juni bis Mitte September sind es vor allem die katholischen Kirchengemeinden, die erschwingliche Ferienbetreuung für Kinder anbieten. Betreuer in den sogenannten "Oratori" versorgen den Nachwuchs, organisieren Spiele und Ausflüge, während die Eltern arbeiten. (KNA)