Emanuela Orlandi seit 40 Jahren vermisst – Neue Ermittlungen
Zum 40. Jahrestag des Verschwindens von Emanuela Orlandi setzt der Vatikan seine Ermittlungen fort. Das bestätigte die vatikanische Staatsanwaltschaft am Donnerstag. In den vergangenen Monaten habe sie "alle in den Strukturen des Vatikans und des Heiligen Stuhls verfügbaren Beweise gesammelt" – auch in Gesprächen mit Personen, die zum Zeitpunkt der Ereignisse für bestimmte Ämter verantwortlich waren, heißt es in der Mitteilung.
Weiter habe das Büro von Staatsanwalt Alessandro Diddi das Material geprüft und Spuren bestätigt, die eine weitere Untersuchung verdienten. Außerdem bestätigte der Vatikan einen Aktenaustausch mit italienischen Behörden, damit auch diese weiter ermitteln könnten. Die Aktivitäten sollen in den nächsten Monaten fortgesetzt werden.
Gerüchte und Verschwörungstheorien
Am 22. Juni 1983 verschwand Emanuela Orlandi spurlos. Die 15-jährige Tochter eines Vatikan-Angestellten kehrte damals von ihrem Musikunterricht nicht nach Hause zurück. Seitdem gibt es, zuletzt auch in einer Netflix-Reihe, Gerüchte und Verschwörungstheorien: Es geht um Entführung, Erpressung, Beteiligung der Mafia sowie angebliche vatikanische Sex- und Drogenpartys. Beweise fanden sich bislang ebenso wenig wie die sterblichen Überreste des Mädchens.
Die italienische Staatsanwaltschaft hat mehrere Male ermittelt und das Verfahren zuletzt im Oktober 2015 ergebnislos eingestellt. Anfang 2023 nahm der neue Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi Ermittlungen auf, im Auftrag von Papst Franziskus. Es sei der starke Wunsch des Papstes und von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, vorbehaltlos Klarheit zu schaffen, erklärte Diddi dazu in einem Interview. Ihm sei maximale Handlungsfreiheit gewährt worden mit der Auflage, nichts zu verschweigen.
In Italien wird derzeit ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht. Im März billigte die Abgeordnetenkammer die Maßnahme, die Entscheidung des Senats steht noch aus. (KNA)