Wie die Gemeinschaft Sant'Egidio Aidskranken in Afrika hilft

"Gebt niemals auf!"

Veröffentlicht am 05.03.2015 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Aids

Berlin ‐ In Mosambik ist - wie in anderen Regionen des südlichen Afrika - die Infektionsrate hoch. Rund elf Prozent der Erwachsenen sind HIV-positiv, in manchen Landesteilen bis zu 27 Prozent. "Als wir 2001 in Mosambik anfingen, Aidskranke zu behandeln, hat man uns für verrückt erklärt." Dieter Wenderlein von der Gemeinschaft Sant'Egidio kann die damaligen Skeptiker durchaus verstehen.

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Die aus Italien stammende katholische Bewegung, die nicht zuletzt durch ihre Friedensinitiativen bekannt wurde, hatte zu der Zeit noch keine Erfahrung mit der Krankheit. Aber auch Mitglieder der Gemeinschaft in dem südostafrikanischen Land hatten sich mit HIV infiziert. "Wir wollten nicht akzeptieren", so der Würzburger Apotheker Wenderlein, "dass sie in Afrika nicht eine genauso gute Behandlung haben sollten wie in Europa".

Sant'Egidio entwickelte ein auf die Lebenssituation der Erkrankten abgestimmtes Programm, das die Versorgung mit Aids-Medikamenten und den Kampf gegen Unterernährung verbindet: DREAM (Drug Resources Enhancement against AIDS and Malnutrition). Von Anfang an dabei war die Ärztin Noorjehan Abdul Magid, die bis heute die medizinische und wissenschaftliche Leitung des Programms hat. Derzeit ist sie auf Einladung der Deutschen Aids-Stiftung in Deutschland unterwegs. Am Samstag wird sie in Düsseldorf bei der Operngala der Stiftung sprechen.

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<p>Lange war Aids ein Tabu-Thema in Tansania. Das ist jetzt anders. Zumindest dort, wo die KAKAU-Band mit ihren Songs Menschen auffordert, sich mit der tödlichen Krankheit auseinanderzusetzen. KAKAU, das ist die Abkürzung für Aids-Programm der katholischen Kirche in der Landessprache Suaheli. Neben einem Netzwerk von Freiwilligen, die sich für HIV-Kranke und Waisenkinder engagieren, gehört die Musikband zum Herzstück des missio-Projekts.</p>

"Unsere Standards sind dieselben wie in Deutschland"

Die zierliche Frau ist voller Energie. "Heute betreuen wir in zehn Ländern Afrikas südlich der Sahara 260.000 Patienten, darunter 5.000 Kinder", berichtet sie. Besondere Aufmerksamkeit gelte schwangeren Frauen und jungen Müttern. Inzwischen seien 28.000 gesunde Kinder von HIV-infizierten Müttern geboren worden - ohne Behandlung wären zwischen 25 und 40 Prozent von ihnen selbst angesteckt worden. Das DREAM-Programm umfasst außer der Versorgung mit Medikamenten und regelmäßigen Labortests diverse Hilfen für die Erkrankten zu Hause.

Eine wichtige Rolle kommt dabei den "Aktivisten" zu, meist Frauen, die selbst infiziert sind. Sie sind in ihren Dörfern bekannt und können den Patienten nicht nur erklären, was sie tun müssen, sondern sind selbst Beispiele dafür, dass man mit HIV und Aids leben kann. "Unsere Standards sind dieselben wie in Deutschland", betont Magid. Und - besonders wichtig - für die Patienten sei die Versorgung kostenlos.

Finanziert wird die Arbeit durch Spenden, Sponsoren, staatliche Entwicklungshilfe (etwa aus Deutschland), kirchliche Mittel und Zuschüsse aus Stiftungen. Auch pharmazeutische Unternehmen gehören zu den Unterstützern, allerdings - so Wenderlein - zu einem geringen Anteil. Die Kliniken seien fest in das Gesundheitswesen der jeweiligen Länder integriert und arbeiteten auch mit anderen Trägern etwa in der Ausbildung von Mitarbeitern zusammen. "Wir wollen zeigen, dass es besser geht."

Immer noch zu wenig Therapiezentren

Bei allen Erfolgen blieben die Herausforderungen groß, meint Wenderlein. Die mittlerweile elf Therapiezentren in Mosambik (von insgesamt 42 in Afrika) erreichten vielleicht ein Drittel der Aidskranken. Es gelte die bisherige Arbeit zu verstetigen und zugleich weiter auszubauen - und das angesichts eines nachlassenden Interesses in den reichen Ländern für das Thema Aids. Dabei sei der Ansatz des DREAM-Programms nicht nur für diese Krankheit von Nutzen, sondern auch für andere Epidemien. In Guinea etwa hätten die Therapiezentren auch Ebola-Patienten helfen können.

Ein wichtiges Anliegen ist es Wenderlein und Magid, zu vermitteln, dass es Hoffnung gibt. "Es ist möglich etwas zu tun, auch bei ungünstigen Voraussetzungen", sagt Wenderlein. Und Magid fügt hinzu: "Gebt niemals auf! Kämpft bis zuletzt!"

Von Norbert Zonker (KNA)