Wie die Präsenz von Frauen im sakramentalen Dienst der Kirche stärken?

Dogmatiker Tück: Statt Laientaufe Papst um Frauendiakonat bitten

Veröffentlicht am 28.06.2023 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Einige Bistümer beauftragten wegen des Priestermangels Laien als Taufspender. In Wahrheit gehe es dabei um die Stärkung von Frauen im sakramentalen Dienst, betont der Dogmatiker Jan-Heiner Tück. Taufbeauftragungen seien dafür nicht der beste Weg.

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Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück sieht in der außerordentlichen Taufbeauftragung von Laien nicht den richtigen Weg, die vielfach geforderte Präsenz von Frauen im sakramentalen Dienst der Kirche zu stärken, und spricht sich stattdessen für ein Diakonat der Frau aus. "Warum aber klopfen die Bischöfe nicht bei Papst Franziskus an, Frauen zum Diakonat zuzulassen?", schreibt Tück in einem Beitrag für die "Neue Zürcher Zeitung" (Dienstag). Diakoninnen habe es in der Geschichte der Kirche gegeben, allerdings mit eigenem Aufgabenbereich. "Es könnte sie auch heute geben, wenn der Papst es wollte. Und statt es als Kopie des männlichen Diakonats zu gestalten, könnte er dem Amt auch heute ein spezifisch weibliches Profil geben."

Einige deutsche Bistümer hatten in den vergangenen Jahren Laien mit dem Taufdienst beauftragt und dies zum Teil mit einer Notlage angesichts des zunehmenden Priestermangels begründet. "Dass vor katholischen Pfarrämtern lange Schlangen von Interessenten stünden, die auf einen Tauftermin warten, ist nicht bekannt", wendet Tück dagegen ein. Zudem gebe unter anderem ökumenische und liturgiegeschichtliche Argumente, die dagegensprechen, dem Priestermangel mit Tauflizenzen für Laien zu begegnen. "Statt nun die pastorale Not zu beschwören und Laien außerordentliche Aufgaben zu übertragen, wäre es ehrlicher, das eigentliche Anliegen zu benennen", so Tück: mehr Präsenz von Frauen im sakramentalen Dienst der Kirche. So seien etwa unter den 18 Taufbeauftragen im Bistum Essen 17 weiblich.

Signal für Stellung der Frau

Eine Öffnung in Sachen Frauendiakonat wäre laut Tück nicht nur ein Signal für die Stellung der Frau in der Kirche, sondern würde auch "das Sensorium für die sakramentale Dimension der Kirche" schärfen. "Die Strategie, die Latte für das Spenden eines Sakraments tiefer zu legen und Laien agieren zu lassen, folgt einem Trend zur 'Entklerikalisierung'. Das mag im Gefolge der Missbrauchskrise Applaus finden, aber es lässt das Bewusstsein für den Charakter ritueller Handlungen verblassen", betont der Theologe. Wenn die Kirche zu einem "Leben in der Gegenwart des Heiligen" anleiten wolle, dürfe sie solche Markierungen nicht einfach schwächen. Papst Franziskus müsste in dieser Angelegenheit seine "entschiedene Unentschiedenheit" überdenken, wenn die Bischöfe mit einem klaren Votum an ihn heranträten.

Den Einwand, wonach mit der Weihe von Diakoninnen automatisch der Weg zum Frauenpriestertum beschritten werde, hält Tück für nicht triftig. Schon in der Alten Kirche sei das Amt der Diakonin keine Vorstufe zum Priestertum gewesen. Zudem habe Papst Benedikt XVI. 2009 betont, dass der Diakonat im Gefüge der kirchlichen Ämter eine eigene Stufe sei.

In Deutschland hatten zuletzt die Bistümer Essen, Rottenburg-Stuttgart und Osnabrück Regelungen erlassen, die beauftragten Laien die Taufspendung regulär ermöglichen. Im Schweizer Bistum Basel taufen Laien schon seit Jahren, seit 2019 auch in Gemeinden, die nicht von Laien geleitet werden. Nach can. 861 CIC ist ordentlicher Taufspender Bischof, Priester und Diakon. Bei deren Abwesenheit oder Verhinderung kann der Bischof andere beauftragen. (mal)