Mit Abstand neuer Rekordwert in 2022

Bätzing: Kirchenaustrittszahlen alarmierend – Warnung vor Resignation

Veröffentlicht am 28.06.2023 um 13:24 Uhr – Lesedauer: 

Limburg ‐ Mit über einer halben Million Menschen erreichten die Kirchenaustrittszahlen in Deutschland im Jahr 2022 deutlich einen neuen Höchststand. Bischof Georg Bätzing zeigt sich alarmiert – spricht aber auch ermutigende Worte.

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Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat die am Mittwoch veröffentlichten Kirchenaustrittszahlen für das Jahr 2022 als alarmierend bezeichnet. Man wolle die Augen vor dieser Entwicklung nicht verschließen, sagte Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, laut Mitteilung seiner Diözese. "Wir müssen weiter konsequent handeln und die Menschen müssen erfahren, dass wir an ihrer Seite stehen und für sie da sind", kommentierte der Bischof die Rekordzahlen.

Im Bistum Limburg ist die Zahl der Kirchenaustritte wie in ganz Deutschland auf einen neuen Höchststand gestiegen. In der Diözese verließen im vergangenen Jahr 14.951 Katholikinnen und Katholiken ihre Kirche, 3.265 mehr als 2021. "Viele Menschen haben das Vertrauen in die Kirche und die Verbindung zu ihr verloren", so das Bistum.

Bätzing warnte zugleich vor Resignation. "Ja, die hohen Austrittszahlen schmerzen und ich weiß, wie sehr sich Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien, Einrichtungen, Verbänden, Kitas, Schulen und der Caritas für andere einsetzen und wie wichtig ihnen die frohe Botschaft vom liebenden Gott ist." Er fügte hinzu: "Lassen Sie sich nicht entmutigen. Engagieren Sie sich bitte weiter und lassen Sie die Menschen, denen Sie tagtäglich begegnen, erleben, aus welchen Quellen sich Ihr Einsatz, Ihre Freude und Ihre Hoffnung speisen." Die Kirche habe eine gute Botschaft, "die unsere Gesellschaft dringend braucht und die zukunftsfähig ist".

Tiefgreifender Kulturwandel

Das Bistum Limburg setze sich für einen tiefgreifenden Kulturwandel ein, so Bätzing mit Blick auf den Umgang mit Missbrauchsfällen. "Wir formulieren nicht nur Texte und fassen Beschlüsse. Vielmehr verändern wir die Strukturen so, dass eine neue Kultur wachsen kann, die Transparenz befördert, Partizipation ermöglicht und Missbrauch jeglicher Art verhindern soll", erklärte der Bischof. "Wir arbeiten hart daran, Schwächen im System aufzudecken, Risiken zu mindern und die Kirche von Limburg organisatorisch so aufzustellen, dass sich Menschen entfalten und wachsen können", so Bätzing.

Wichtig sei auch, dass die Beschlüsse des Synodalen Wegs umgesetzt und mit Leben gefüllt würden. "Wir haben uns auf dem Synodalen Weg wichtigen Fragen und Entwicklungen gestellt. Mehrheitlich haben wir Antworten gefunden und wollen Veränderung fördern. Dafür setze ich mich ein und werde diese Verantwortung für das Bistum Limburg gerne wahrnehmen", so der Bischof.

Bundesweit sind im vergangenen Jahr so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie nie zuvor. 522.821 Menschen kehrten der Kirche den Rücken, wie aus der von der DBK veröffentlichten Statistik hervorgeht. 2021 waren 359.338 Menschen ausgetreten – seinerzeit ebenfalls ein Rekordwert. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, forderte mit Blick auf die neuen Rekordzahlen schnelle Reformen: "Die Kirche hat Vertrauen verspielt, besonders stark durch den Missbrauchsskandal. Sie zeigt sich aber aktuell auch nicht entschlossen genug, Visionen für eine Zukunft des Christseins in der Kirche umzusetzen." (tmg/KNA)