Papst Franziskus hat Mitschuld an der Kirchenkrise in Deutschland!
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Wenn man ernst nimmt, wie die katholische Kirche verfasst ist, nämlich hierarchisch-absolutistisch und mit letztverantwortlichen Führungspersönlichkeiten an der Spitze, dann kann man im Umkehrschluss auch sagen: An der Krise der katholische Kirche in Deutschland trägt Papst Franziskus eine Mitschuld. Indem er nämlich seit über einem Jahr ungerührt dabei zusieht, wie eine der wichtigsten deutschen Diözesen im Krisenstrudel versinkt. Wie sich diese tiefe Krise immer weiter verschlimmert und auch die engagiertesten Menschen aus ihrer Kirche treibt und ihrer Glaubensheimat beraubt.
Gewiss, auch ein Franziskus kann wenig ausrichten gegen die so genannten Megatrends in den westlichen Industriestaaten, gegen Individualisierung, Säkularisierung, gegen die abnehmende Religiosität der Menschen. Aber hätte er damals das Rücktrittsgesuch Woelkis angenommen, dann wäre vielleicht wenigstens auf einer der vielen innerkirchlichen Großbaustellen Ruhe eingekehrt. Dann läuft auch in der Missbrauchsaufarbeitung immer noch nicht alles gut, dann ist die Kirche in ihren Strukturen immer noch zu machtversessen und zu diskriminierend. Aber vielleicht wären ein paar weniger tausend Menschen ausgetreten.
Die katholische Kirche steckt in einer selbstverschuldeten und sich auf fatale Weise selbst beschleunigenden Abwärtsspirale. Die zunehmende Selbstbeschäftigung wird mehr Menschen aus der Kirche treiben, die sinkende Mitgliederzahl führt zu Spardruck und dem Rückgang kirchlicher Angebote in der Fläche. Doch gerade dort wäre eine sichtbare Kirche wichtig, denn gerade dort kann sie sich noch beweisen: Als Ansprechpartner für notleidende Menschen, in seelischen Krisen, an Wegscheiden des Lebens – überall dort, wo sie die Botschaft Jesu Christi erfahrbar machen kann. Die Institution Kirche ist dabei nicht so wichtig – aber das Evangelium ist es.
Die Autorin
Annette Zoch ist Politikredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt dort über Religion und Kirche.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.