Fernández über Synodalen Weg: Wird Gutes hinterlassen
Der künftige Präfekt des Glaubensdikasteriums, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, hat sich ambivalent zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland geäußert. "Diese historische Sache wird uns schon etwas Gutes hinterlassen, auch wenn es notwendig sein könnte, Dinge zu glätten, zu präzisieren, reifen zu lassen", sagte Fernández dem spanischen Internetportal "Infovaticana" am Mittwoch. In Bezug auf den Reformprozess müsse er sich auf den neuesten Stand bringen und sich beraten lassen, so der Erzbischof weiter. Der Synodale Weg sei ein deutsches "Treiben" und "die Deutschen sorgen immer für Aufmerksamkeit". Während seiner Zeit an der Spitze des Erzbistums La Plata habe er sich hingegen nicht mit der Frage der Frauenordination oder ähnlichen Themen beschäftigt und sich der Verkündigung des Evangeliums sowie spirituellen und pastoralen Themen gewidmet. Er habe wenig Zeit auf innerkirchliche Streitfragen verwendet.
Segnungen von homosexuellen Paaren hält Fernández grundsätzlich für möglich. Wenn man diesen Segen auf eine Art spende, die nicht zu einer Verwechselung mit dem Sakrament der Ehe führe, könne man ihn analysieren und bekräftigen, sagte der künftige Glaubenspräfekt. Das Thema der Segnungen wandele sich an einem bestimmten Punkt von einer theologischen Diskussion zu einer Frage der Klugheit. "Man muss die größte Sorgfalt darauf verwenden, Riten und Segnungen zu vermeiden, die zu einer Verwirrung beitragen." Eine Ehe sei ausschließlich zwischen einem Mann und einer Frau möglich, da auf diese Weise neues menschliches Leben entstehen könne, stellte Fernández klar.
Der promovierte Theologe wies die Ansicht zurück, die Lehre der Kirche könne sich ändern. "Etwas anderes ist unser Verständnis dieser Lehre und dieses hat sich tatsächlich gewandelt und wird sich weiterhin wandeln." Fernández kündigte an, das Dikasterium für die Glaubenslehre im Sinn der von Papst Franziskus vorangetriebenen Synodalität führen zu wollen. "Bevor ich Entscheidungen treffe, werde ich zuerst zuhören müssen." Auch einige Punkte aus dem Schreiben des Papstes, das gemeinsam mit der Ernennung am Samstag veröffentlicht wurde, werde er bei seiner Amtsführung berücksichtigen. In dem Brief hatte das Kirchenoberhaupt mit Blick auf die Vergangenheit der Behörde unter anderem betont, dass "das harmonische Wachstum die christliche Lehre effektiver schütze als jeder Kontrollmechanismus".
Fernández werde Glaubensdikasterium auf seine Art leiten
Erneut erklärte der Erzbischof zudem, warum ihn die Beschäftigung mit Missbrauchsfällen zunächst davon abgehalten hatte, das Angebot von Franziskus anzunehmen, Glaubenspräfekt zu werden. "Ich bin kein Kanonist und als ich nach La Plata kam, hatte ich wenig Ahnung, wie ich mit diesen Fällen umgehen musste." Er habe inzwischen von den Kirchenrechtlern gelernt, empfinde die Aufgabe aber sehr schwierig, da man sowohl den Betroffenen von Missbrauch Glauben schenken müsse als auch die beschuldigten Kleriker nicht einfach ohne Prozess verurteilen könne. Die Vorstellung, sich damit in Rom auseinandersetzen zu müssen, sei ihm wie "Folter" vorgekommen.
Der Papst habe ihn daher darum gebeten, den Schwerpunkt seiner Arbeit auf Theologie und Glauben zu legen. Er sei ein anerkannter Theologe und Franziskus habe seine Entscheidung nicht aus "Entgegenkommen oder Freundschaft" heraus getroffen. Er werde das Glaubensdikasterium "auf meine Art" führen, so Fernández – auch wenn er seinen Vorgänger, Kardinal Luis Ladaria als Theologen bewundere und seine Arbeitsweise als "modellhaft" ansehe. Die Kritik an seinem 1995 veröffentlichten Buch über das Küssen wies der Erzbischof erneut zurück. Seine Kritiker hätten einzelne Sätze des Werks aus dem Zusammenhang gerissen, um ihn zu kompromittieren. Das Buch habe zudem ein konservatives Thema gehabt: Er habe den Jugendlichen damit Gründe an die Hand geben wollen, auf vorehelichen Geschlechtsverkehr zu verzichten. "Sex ist nicht alles", so Fernández. (rom)