Zehnter Jahrestag der Lampedusareise: Neuer Papst-Appell für Migranten
Mit einem erneuten Appell zur Hilfe für Bootsflüchtlinge hat der Papst an seinen Besuch auf der Mittelmeerinsel Lampedusa vor zehn Jahren erinnert. In einem Schreiben an den zuständigen Ortsbischof Alessandro Damiano, das der Vatikan am Samstag veröffentlichte, beklagt der Papst, dass sich in diesen Tagen erneut schwere Bootsunglücke ereignet haben.
"Wir sind erschüttert angesichts dieser lautlosen Massaker, vor denen wir hilflos und erschrocken stehen." Der Tod unschuldiger Menschen, vor allem der Kinder, die ein Leben fern von Krieg und Gewalt suchten, sei ein "schmerzhafter und ohrenbetäubender Schrei, der niemanden gleichgültig lassen kann." Weiter schreibt der Papst von der "Schande einer Gesellschaft, die nicht mehr mit den anderen weinen und mitleiden kann."
Solche unmenschlichen Ereignisse müssten die Gewissen erschüttern. Daher appelliert der Papst: "Wir müssen unsere Haltung ändern; der Bruder, der an unsere Tür klopft, verdient es, geliebt und aufgenommen zu werden."
Kirche muss prophetisch handeln
Die Kirche müsse in dieser Lage prophetisch handeln und sich um die Vergessenen kümmern. Die Menschen auf Lampedusa und im Süden Siziliens rief der Papst auf, die Angst zu überwinden und sich als Christen im Sinne des Evangeliums zu erweisen. Ausdrücklich dankte er allen, die sich in der Region für Migranten einsetzten.
Am 8. Juli 2013 hatte Franziskus bei seiner ersten Reise als Papst die Insel Lampedusa vor der nordafrikanischen Küste besucht. Damals hatte er dort einen flammenden Appell gegen die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" angesichts des Leidens und Sterbens vieler Bootsflüchtlinge vorgetragen.
Im laufenden Jahr ist die Zahl der in Italien anlandenden Migranten stark gestiegen, die Regierung in Rom hat deshalb im April den Ausnahmezustand verhängt. Das Aufnahmelager auf Lampedusa ist seit langem überfüllt; die meisten Migranten werden von dort nach Sizilien und Süditalien gebracht. (KNA)