Finanzielle Situation der Zukunft bereitet Welskop-Deffaa große Sorgen

Caritas-Präsidentin: Kirche muss "samaritisches Profil" schärfen

Veröffentlicht am 12.07.2023 um 12:09 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ Wie würde Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa mit den knapper werdenden Kirchenfinanzen umgehen, wenn sie Bischöfin wäre? Sie würde auf jeden Fall mehr Geld für karitative Aufgaben ausgeben.

  • Teilen:

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hat die Kirche dazu aufgerufen, ihr "samaritisches Profil" zu schärfen. Wäre sie Bischöfin, würde sie "in einem enger werdenden Haushalt" aufgrund sinkender Kirchensteuergelder der Caritas mehr und nicht weniger Geld geben, sagte Welskop-Deffaa am Dienstag im Interview mit dem Passauer Bistumsblatt. Es sei dringend notwendig, dass die Kirche Menschen in Not unterstütze. Auch die Finanzierung von Einrichtungen der Caritas durch öffentliche Gelder werde immer schwieriger: "Da wird jeder Euro mittlerweile mehrfach umgedreht", so die Caritaspräsidentin. Ob etwa eine Schuldnerberatung oder eher eine Straßensanierung aus staatliche Mitteln finanziert werde, "wird mit neuer Schärfe verhandelt". Die finanzielle Situation der Caritas in der Zukunft mache ihr große Sorgen.

Angesichts des Rekordhochs der Kirchenaustrittszahlen müsse die Kirche nach den Gründen dafür fragen, forderte Welskop-Deffaa. "Distanz entsteht oft schleichend. Nur wo die Menschen spüren, dass die Kirche nahe bei den Bedrängten ist, dass Kirche Nächstenliebe in tätige Liebestätigkeit ummünzt, da entsteht Verbundenheit." Das könne zur Verhinderung von Austritten beitragen. Ein Weg aus der aktuellen Krise der Kirche sei das glaubwürdige Zeugnis der Christen. "Ich sammle gute Erfahrungen, wo Bischöfe und Priester glaubwürdig nah den Sorgen der Menschen begegnen." Es gebe Oberhirten, die regelmäßig in einer Suppenküche arbeiten würden, so die Caritas-Präsidentin. Bei diesen Menschen habe man das Gefühl, dass sie ihr Amt als Dienst und sich selbst in der Nachfolge Jesu verstünden. "Das sind Zeugnisse, die die Menschen berühren."

Die hohen Kirchenaustrittszahlen hätten Auswirkungen auf die Caritas, auch wenn sich noch nicht absehen lasse, in welchem Maße, sagte Welskop-Deffaa. "Für die Motivation der Mitarbeitenden stellt die Entwicklung in jedem Fall eine starke Irritation dar." Sie seien wie selbstverständlich daran gewöhnt, auf der Seite der Guten zustehen. Nun würden sie von Freunden und Nachbarn gefragt, warum sie noch für "diesen komischen Verein" arbeiteten. Welskop-Deffaa steht seit anderthalb Jahren an der Spitze des Deutschen Caritasverbands. (rom)