Franziskus' Worte und Gesten seien kein "frommes Theater"

Vatikan-Außenminister verteidigt Haltung des Papstes zum Ukraine-Krieg

Veröffentlicht am 13.07.2023 um 16:19 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Viele Ukrainer sind enttäuscht von Papst Franziskus' Haltung zum Ukraine-Krieg. Seine Worte ließen sich aber nicht als "leeren Pazifismus" abtun, sagt Erzbischof Paul Gallagher. Damit werde man seiner Vision und seinen Absichten nicht gerecht.

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Der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, hat die Haltung von Papst Franziskus zu Russlands Krieg in der Ukraine verteidigt. Bei einer Buchvorstellung sagte Gallagher am Donnerstag in Rom, es sei nicht zu übersehen, dass "die Reaktion der Ukrainer auf die Haltung von Papst Franziskus eine tiefe Enttäuschung widerspiegelt". Staatliche, aber auch kirchliche Autoritäten hätten dies bis in jüngste Zeit zum Ausdruck gebracht.

Es sei aber nicht korrekt, die Worte und Gesten des Papstes in dieser Frage als "leeren Pazifismus" oder "frommes Theater" abzutun. Damit werde man der Vision und den Absichten des Papstes nicht gerecht. "Er will sich mit dem Krieg nicht abfinden und glaubt hartnäckig an den Frieden, indem er alle einlädt, kreativ und mutig am Frieden mitzuwirken."

Das vom vatikanischen Staatssekretariat kontrollierte Portal "Vatican News" berichtete am Donnerstag ausführlich über die Worte Gallaghers. Er äußerte sich zum 30-jährigen Bestehen der italienischen Zeitschrift "Limes", die sich überwiegend mit geostrategischen Fragen befasst. Die fünfte Ausgabe des Jubiläumsjahrgangs der Zeitschrift trägt den Titel "Lezioni Ucraine" (deutsch: Ukrainischunterricht). Darin wird die Position des Papstes zum Krieg in der Ukraine streckenweise kritisiert.

Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Stefano Spaziani/Romano Siciliani

Die Gesten und Worte des Papstes seinen nicht "bloßer Ausdruck einer Friedensrhetorik, sondern eine starke und mutige Prophetie des Friedens", die die angebliche Unausweichlichkeit des Krieges in Frage stelle, betont Erzbischof Gallagher.

Der vatikanische Außenbeauftragte führte aus, man müsse anerkennen, dass die Gesten und Worte des Papstes nicht "bloßer Ausdruck einer Friedensrhetorik sind, sondern eine starke und mutige Prophetie des Friedens", sie stelle die angebliche Unausweichlichkeit des Krieges in Frage.

Gallagher kritisierte, dass diese prophetische Haltung nicht gewürdigt, sondern verdammt werde. Darin komme ein Geist zum Tragen, der genauso einseitig sei wie jener, den angeblich der Heilige Stuhl vertrete. Weiter beklagte Gallagher, es werde nicht gewürdigt, dass der Vatikan-Botschafter trotz des Krieges bis heute in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geblieben sei, während andere diplomatische Vertretungen in die Westukraine verlegt wurden.

Wechselseitiges Vetrauen duch humanitäre Initiativen

Abschließend rief Gallagher zu einem Wandel im Denken auf. Leider dominiere bis heute die "Logik des Krieges", und zwar sowohl mit Blick auf das Ende des Konflikts als auch in Bezug auf die gerechtfertigte Verteidigung. Die Idee, dass es keinen Raum für einen kreativen Dialog und die Diplomatie gebe, und dass man sich mit der Fortsetzung schrecklicher Kämpfe mit Tod und Zerstörung abfinden müsse, dürfe nicht die Oberhand behalten.

Vielmehr seien kleine Veränderung nötig und "die Neigung, das eigene Misstrauen in den anderen zu rechtfertigen muss überwunden werden durch eine noch stärkere Bemühung, wechselseitiges Vertrauen zu schaffen". Dazu könnten humanitäre Initiativen beitragen, wie etwa die Rückführung der ukrainischen Kinder, die Kardinal Matteo Zuppi in Gang bringen wolle. "Dieser Krieg muss so bald wie möglich gestoppt werden", so der Spitzendiplomat des Papstes abschließend. (KNA)