Standpunkt

Hinweisschilder an Bischofsgräbern wichtig für Betroffene

Veröffentlicht am 17.07.2023 um 00:01 Uhr – Von Claudia Auffenberg – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nicht nur in Paderborn wird darüber diskutiert, wie man mit dem Andenken an Priester umgehen sollte, die Schuld auf sich geladen haben. Wir müssen die Perspektive der Betroffenen einnehmen, fordert Claudia Auffenberg.

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Am gestrigen Sonntag ist im Paderborner Dom die Krypta wieder eröffnet worden, nachdem sie eineinhalb Jahre wegen einer umfassenden Sanierung geschlossen war. Zu den Neuerungen, die schon im Vorfeld für Aufsehen sorgte, gehört eine Hinweistafel an der Grablege der Bischöfe, die auf deren Verfehlungen in Sachen Missbrauch hinweist. Wie man sich leicht vorstellen kann, findet die Aktion nicht nur Beifall. Und sicher kann man fragen: Muss das sein? Wird hier das Andenken der Toten, die sich nicht mehr wehren können, in den Schmutz gezogen? Und wenn schon, muss es dann ausgerechnet an ihrem Grab sein?

Das Problem ist kein Paderborner Spezialproblem: Auch andernorts stellt sich die Frage: Wie umgehen mit dem Andenken an Priester, die Schuld auf sich geladen haben? Anders gefragt: Wie sollten wir als Christen damit umgehen? Einerseits können wir die Toten dem Gericht Gottes überlassen. Es ist schließlich unser Glaube, dass jeder, also auch sie sich vor ihrem Schöpfer rechtfertigen müssen.

Aber andererseits müssen wir – nein – nicht die Betroffenen nur in den Blick nehmen, sondern ihre Perspektive einnehmen. Ihnen hat man Jahre und Jahrzehnte nicht geglaubt, ihr Leben ist massiv gestört, manchmal zerstört worden. Das darf man nicht vergessen. Die Sprecher der Betroffenenvertretung, die in der Öffentlichkeit agieren, sind einigermaßen durchgekommen, doch ihr souveränes Auftreten sollte niemanden täuschen: Auch sie haben einen bitteren Leidensweg hinter sich und ob der zuende ist, weiß niemand. Jedes Interview, jede Sitzung, jedes Treffen zu diesem Thema macht etwas mit ihnen. Für sie und alle Betroffenen sind solche Hinweistafeln wichtig. Denn sie bedeuten endlich ein offizielles und öffentliches Anerkennen ihres Leids. Sichtbar wird mit diesen Aktionen auch das Bemühungen der heute Verantwortlichen, es jetzt irgendwie richtig zu machen. Hilfreich wäre da wohl noch, wenn die Verantwortlichen von einst reden würden und nicht erst auf Studien warten.

Von Claudia Auffenberg

Die Autorin

Claudia Auffenberg ist Chefredakteurin des Paderborner Bistumsmagazins "Der Dom".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.