Gräber förderten "keine Heroisierung der dort Bestatteten"

Keine Missbrauchs-Hinweistafel an Bischofsgräbern im Kölner Dom

Veröffentlicht am 20.07.2023 um 17:29 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Die Hinweistafeln an den Gräbern der Erzbischöfe in der Krypta des Paderborner Doms sorgten für einige Diskussionen. Eine solche Hinweistafel oder andere bauliche Veränderungen wird es im Kölner Dom dagegen nicht geben.

  • Teilen:

Im Kölner Dom wird es wohl auch künftig keine Hinweistafel an den Bischofsgräbern geben, die auf Fehler der Erzbischöfe im Umgang mit Missbrauch aufmerksam macht. Der Sprecher des Domkapitels, Markus Frädrich, bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) einen entsprechenden Bericht der "Rheinischen Post". Dabei verwies er auf eine Stellungnahme von Dompropst Guido Assmann aus dem vergangenen Jahr, die immer noch gültig sei. Bauliche Veränderungen in der Krypta soll es nach Meinung des Domkapitels demnach nicht geben.

Seit Sonntag gibt es in der neugestalteten Krypta des Paderborner Doms an der Grablege der früheren Erzbischöfe eine Hinweistafel. Sie macht auf Fehler der dort bestatteten früheren Paderborner Erzbischöfe Lorenz Jaeger (Amtszeit 1941-1973) und Johannes Joachim Degenhardt (1974-2002) im Umgang mit Missbrauchsfällen aufmerksam. Das Domkapitel als Hausherr des Doms hatte die Tafel im Einvernehmen mit der Betroffenenvertretung im Erzbistum anbringen lassen.

Gräber förderten "keine Heroisierung der dort Bestatteten"

Im Kölner Dom sind unter anderen Kardinal Joseph Höffner (Amtszeit 1969-1987) und Kardinal Joachim Meisner (1989-2014) beigesetzt, denen ein juristisches Aufarbeitungsgutachten ebenfalls Fehler im Umgang mit Missbrauch vorhält. Ihre Grablege schließt an die Krypta, einem Raum unter dem Domchor, an. Die Gruft ist durch ein Gitter einsehbar, aber nicht direkt zugänglich.

Die Gräber der Erzbischöfe seien schlicht gehalten und förderten "keine Heroisierung der dort Bestatteten", so Assmann. "Das Domkapitel vertritt die Meinung, dass sich Geschichte nicht verändern lässt, indem man ihre Spuren beseitigt – also zum Beispiel Verstorbene umbettet oder den Zugang zu Gräbern einschränkt. Vielmehr müssen wir uns der Vergangenheit stellen, um aus ihr für die Zukunft zu lernen." (KNA)