"Wenn er noch etwas verändern will, dann muss er es jetzt angehen"

Hoff: Papst macht Tempo – Pontifikat "biegt auf letzte Kurve ein"

Veröffentlicht am 26.07.2023 um 12:51 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Mit Víctor Fernández zeichneten sich "Spielräume ab", die dessen Vorgänger noch für indiskutabel hielten, schreibt der Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff. Das "alte Regime" der Glaubensbehörde stehe vor dem Aus – das reiche aber noch nicht.

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Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht in den jüngsten Personalentscheidungen des Papstes eine Beschleunigung seiner Vorhaben. "Sein Pontifikat biegt auf die letzte Kurve ein. Wenn er noch etwas verändern will, dann muss er es jetzt angehen", schreibt Hoff in einem Gastbeitrag für die Zeit-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). Franziskus setze mit seiner derzeitigen Personalpolitik auf "Tempoverschärfung".

Gerade bei Reformforderungen wie die Weihe der Frau zeichneten sich mit der Berufung des Argentiniers Víctor Manuel Fernández an die Spitze der Glaubenskongregation "Spielräume ab", so der Theologe. Seine Vorgänger hielten die Ämterfrage für Frauen für indiskutabel. Mit Fernández stehe nun das alte Regime der Glaubensbehörde vor dem Ende. Er werde rechtzeitig vor Beginn der Weltsynode in Rom ankommen, um sie als Präfekt zu begleiten. "Im pontifikalen Endspiel hat sich Franziskus einen Vertrauten nach Rom geholt, mit dem sich Perspektiven für die Zukunft verbinden", schreibt Hoff. 

Der Theologe fordert jedoch noch weitreichendere Personalentscheidungen: "Solange traditionsstarre Kuriale in Behörden wie der Bildungskongregation bestimmen, ändert sich bis auf die Namen ihrer Leiter nichts." Auch der neue Präfekt des Glaubensdikasteriums werde dies zu spüren bekommen. Zudem brauche es weitere systemische Änderungen, schreibt Hoff. Als Beispiel nannte der Theologie-Professor den kirchlichen Umgang mit Missbrauchsfällen. Dass Franziskus dem neuen Präfekten zusicherte, er müsse sich als Chef der Glaubensbehörde nicht um die Missbrauchs-Sektion seines Hauses kümmern, lasse darauf schließen, dass es an "durchgreifendem Problembewusstsein" mangele. Jedoch sei der klerikale Missbrauch und eine Verschleierung die Ursache für die schwindende Glaubwürdigkeit der Kirche verantwortlich.Es brauche weitere systemische Konsequenzen um die römisch-katholische Kirche aus der "schwersten Krise seit der Reformation" zu holen, schreibt Hoff. (ben)