Mock: Pfarrer-Verwarnung hat nichts mit glaubwürdiger Seelsorge zu tun
Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, hat die Verwarnung eines Pfarrers im Erzbistum Köln kritisiert, der bei einem Gottesdienst gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hatte. "In aller Deutlichkeit sage ich: Mechanismen wie Denunziation und womöglich sogar erbetene oder zumindest angestrebte Verbote haben aus meiner Sicht mit einer glaubwürdigen und menschenwürdigen Seelsorge nichts zu tun", sagte Mock in einem Interview mit dem Kölner "Domradio" (Montag). Zuvor war der Priester Herbert Ullmann wegen eines von ihm und der Arbeitsgruppe "Regenbogenkirche für alle" veranstalteten "Segnungsgottesdienstes für alle sich liebenden Paare" von einer unbekannten Person im Vatikan angezeigt worden. Daraufhin sprach der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki eine Verwarnung aus und erteilte die Auflage, dass künftig keine ähnlichen Segnungsgottesdienste mehr stattfinden dürfen.
Wenn man davon ausgehe, dass alle Menschen von Gott mit der gleichen Würde geschaffen worden seien und diese auch die sexuelle Orientierung einschließe, "dann können gleichgeschlechtliche Paare von uns doch nur willkommen geheißen werden", betonte Mock. "In ihrer Liebe zeigt sich Gott, daran glaube ich fest." Die ZdK-Vizepräsidentin war beim Synodalen Weg Vorsitzende des Forums "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft", das einen Handlungstext mit dem Titel "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" erarbeitet hatte, der von der Synodalversammlung verabschiedet wurde. Eine Arbeitsgruppe arbeite derzeit an einer Handreichung für die Segnung solcher Paare, erklärte Mock. "Ich hoffe, dass wir sie in wenigen Monaten in alle Bistümer geben können."
Mock wünscht sich Segnungen ohne Anzeige, Verwarnung, Verbot
Seit vielen Jahren sei bekannt, dass Gläubige sich solche offiziellen Segnungsfeiern wünschten. "Und viele warten nicht mehr ab", sagte Mock mit Verweis auf über 13.000 Unterschriften von Seelsorgenden aus Europa, die bereits Segensfeiern durchgeführt hätten und dieses Anliegen wichtig fänden. "Der Synodale Weg ist auch aufgrund dieser Praxiserfahrung tätig geworden, und hat das, was es in der Praxis bereits gibt, geordnet und grundlegend durchdacht."
Auch wenn die Beschlüsse des Synodalen Wegs von sich aus keine Gültigkeit entwickelten und von den einzelnen Bischöfen in Kraft gesetzt werden müssten, mache die Ungleichzeitig ihr keine Angst. Es sei auch keine Lösung, sich grundsätzlich gegen Veränderungen auszusprechen, nur weil diese nicht für alle stimmig seien. "Ich wünsche mir allerdings, dass Seelsorgende in allen Bistümern segnen können, ohne dass es zu dem Vorgang kommt, den wir jetzt gerade in Köln erleben, nämlich Anzeige, Verwarnung, Verbot", so Mock.
Von den Bischöfen erwarte sie eine Selbstbindung an die gemeinsamen Beschlüsse des Synodalen Wegs. "Das würde unter anderem bedeuten, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, aber auch für wieder verheiratete Geschiedene nicht zu behindern und nicht zu sanktionieren." Der Synodale Weg greife damit nicht das Sakrament der Ehe an, sondern baue Brücken zwischen kirchlicher Lehre und Lebenswelt. Mit Blick in die Zukunft betonte Mock: "All diese Verbote und Machtdemonstrationen werden auf Dauer die Kraft einer Bewegung hin zu einer Kirche der Vielfalt und der Gleichwürdigkeit nicht stoppen." (cbr)