Münchner Liturgiewissenschaftler Haunerland gestorben
Der Münchner Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland ist tot. Er starb am Mittwoch nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Das bestätigte der Direktor des Herzoglichen Georgianums, Stefan Kopp, auf Anfrage. Haunerland leitete dieses überdiözesane Priesterseminar von 2005 bis 2022. In dieser Zeit lehrte er als Professor an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, zuvor war er an den Universitäten in Linz und Würzburg tätig. Über Jahrzehnte beriet Haunerland die Deutsche Bischofskonferenz zur Gestaltung von Gottesdiensten.
Kopp würdigte seinen Vorgänger als nüchternen, scharfsinnigen und zugleich leidenschaftlichen Beobachter, der stets zur Versachlichung von Debatten beigetragen habe. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs sei Haunerland ein Betreuer gewesen, "wie man ihn sich nur wünschen kann".
In einem seiner letzten Texte, erschienen in der August-Ausgabe der Zeitschrift "Herder Korrespondenz", warb der Theologe für mehr Kompromissbereitschaft in den aktuellen kirchlichen Reformdebatten. Alle Beteiligten und die Gemeinschaft als ganze hätten Lernbedarf. Als Weltkirche müsse die katholische Kirche noch mehr lernen, mit Uneindeutigkeiten, Ungleichzeitigkeiten und Vielfalt umzugehen. Die gegenwärtige Suchbewegung sei "sicher noch nicht am Ende".
Synodale Prozesse brauchten Zeit, um einander zu verstehen
Haunerland schreibt, im Ringen um die rechte Auslegung und Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre gelte es, die damit verbundenen Verunsicherungen wahr- und anzunehmen. Schnelle Lösungen würden zu Verhärtungen führen.
Synodale Prozesse brauchten Zeit, um einander zu verstehen. "Kurz getaktete Debatten laden dazu aber gerade nicht ein." Synodalität sei "zum Scheitern verurteilt, wenn die Frage lautet, wer sich durchsetzt. Die Frage muss sein, was wir gemeinsam tun können, was also von möglichst allen mitgetragen wird."
In Streitgesprächen brauche es "einerseits Sensibilität für die eigenen Wunden, damit sie mich nicht unbewusst beherrschen. Wichtig ist andererseits vor allem, die Traumata der anderen wahrzunehmen und anzuerkennen". Die Gefahr sei groß, "dass alte Verletzungen mit neuen Verletzungen beantwortet werden". Allein schon deshalb dürfe die Auseinandersetzung nicht auf theologische Argumente reduziert werden. Erforderlich seien "die Hoffnung, einen gemeinsamen Weg zu finden und vor allem das Vertrauen, dass auch sachliche Unterschiede aus den anderen nicht Gegner machen, sondern dass diese Brüder und Schwestern bleiben, die mit mir nach dem Willen Gottes für heute fragen". (KNA)