Standpunkt

Für Christen hat Bewahrung der Schöpfung auch mit Gerechtigkeit zu tun

Veröffentlicht am 11.08.2023 um 00:01 Uhr – Von Ulrich Waschki – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Folgen des Klimawandels sind eine Bedrohung für die gesamte Menschheit. Doch wo bleibt der gesellschaftliche Ruck, der wirksame Maßnahmen zum Umweltschutz ermöglichen würde, fragt sich Ulrich Waschki.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Der Juli war der heißeste jemals gemessene. Unwetterkatastrophen in Slowenien und Österreich. Der Klimawandel ist da. Und er ist erst am Anfang. Die schlimmeren Folgen zeigen sich erst in Jahrzehnten. Und immer noch scheint für viele die zunehmende Erderwärmung eine abstrakte Bedrohung zu sein. Daher ist es schwierig, Menschen auf die nötigen Veränderungen einzustimmen. In Umfragen erhalten Klimaschutz und Energiewende hohe Zustimmungswerte. Doch gleichzeitig gibt es nennenswerte Bevölkerungsanteile, denen alles zu weit geht. In einer Umfrage im Juni waren es 37 Prozent der Befragten.

Dabei müsste doch angesichts der Bedrohung ein Ruck durchs Land gehen. Doch der bleibt aus. Das liegt auch an einem Versagen politischer und medialer Eliten. Kaum ein Politiker traut sich, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Dass fossile Energie teurer geworden ist, lag zunächst am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dass sie aber mittelfristig noch teurer werden muss, weil nur das zum Ausstieg führt, sagt kaum jemand. Der Kampf gegen den Klimawandel kann Wohlstand kosten, um überhaupt Wohlstand bewahren zu können. Wer so etwas ausspricht, wird von manchen Medien und politischen Gegnern direkt abgestraft. Das ist verantwortungslos.

Es fehlt der Schulterschluss der demokratischen Kräfte, der für alle Menschen eindeutig und immer wieder klar macht: Der Kampf gegen den Klimawandel ist die wichtigste Aufgabe unserer Zeit. Stattdessen versäumt es die Bundesregierung, den Menschen die Angst vor den nötigen Maßnahmen zu nehmen. So hat sie das versprochene Klimageld immer noch nicht auf den Weg gebracht. Dabei wäre das ein Instrument, um die die sozialen Folgen des Klimaschutzes abzufedern. Die Opposition beschränkt sich auf Polemik und hat zuletzt in der Debatte um das Heizungsgesetz die Verunsicherung eher verstärkt. Konstruktive Alternativen liefert sie nicht.

Dabei könnte der Kampf gegen den Klimawandel sogar ein Konjunkturprogramm fürs Land sein: Wenn für den Einkauf von Energie nicht Milliarden ins Ausland wandern, weil wir sie selbst gewinnen. Wenn deutsche Unternehmen klimafreundliche Technologien entwickeln und exportieren. Es geht darum, die eigenen Lebensgrundlagen und den eigenen Wohlstand zu bewahren. Für uns Christinnen und Christen hat das Thema eine weitere Perspektive: Es ist eine Frage der Gerechtigkeit zwischen den Menschen in reichen und armen Teilen der Welt und zwischen den Generationen. Um es mit dem Schlagwort der 80er Jahre ausdrücken: Wir können durch die Bewahrung der Schöpfung Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt stärken.

Von Ulrich Waschki

Der Autor

Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.