Spende an Jugendhilfeeinrichtung von Rockerpriester Gilbert

Kardinal Barbarins Tim-und-Struppi-Sammlung bringt Tausende Euro ein

Veröffentlicht am 14.08.2023 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Lyon ‐ Bis zu seinem Freispruch war der Lyoner Kardinal Barbarin wegen Vertuschungsverdacht in den Schlagzeilen. Nach seinem Rücktritt als Erzbischof spendete er seine wertvolle Tim-und-Struppi-Kollektion – an einen der prominentesten Priester Frankreichs.

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Kardinal Philippe Barbarin hat Teile seiner wertvollen Tim-und-Struppi-Sammlung für die Jugendhilfeeinrichtung "Bergerie de Faucon" gespendet. Nach seinem Rücktritt 2020 hat der emeritierte Erzbischof von Lyon einen Großteil der Sammlung dem "Rockerpriester" Guy Gilbert für seine Arbeit geschenkt, wie erst jetzt durch die französische Zeitung "Le Progrès" bekannt wurde. Das teuerste Exemplar sei 6.000 Euro wert gewesen. "Das hat unserer Bergerie mehrere tausend Euro eingebracht", so Gilbert. Die Jugendlichen selbst hätten kein Interesse an den Comics gehabt: "Sie kennen Tim und Struppi nicht und interessieren sich nicht dafür."

Barbarin ist seit seiner Jugend großer Tim-und-Struppi-Fan. Einmal habe er auch den Zeichner Hergé selbst getroffen. Während seiner Zeit als Erzbischof von Lyon (2002–2020) hatte er in den Räumlichkeiten des Erzbistums ein kleines Tim-und-Struppi-Museum eingerichtet. Laut "Le Progrès" gehörten zur Sammlung sämtliche Comics in französischer Sprache, teils in seltenen Ausgaben, und zahlreiche Übersetzungen, inklusive einer persischen aus dem Iran. Dazu kommen Poster, Kunstwerke und Statuen. Gegenüber der Zeitung erläuterte der Pressesprecher des Erzbistums, dass die Sammlung private Gegenstände des Erzbischofs umfasse und daher nach dem Rücktritt Barbarin nicht ins kirchliche Archiv übernommen wurde. Nach der Spende eines Großteils der Sammlung besitzt Barbarin nur noch einen kleinen Rest mit dem Schwerpunkt auf dem Comic "Tim im Kongo", dem Album mit der Nummer 1.

Papst Franziskus hatte im März 2020 den Rücktritt von Kardinal Barbarin als Erzbischof von Lyon angenommen, nachdem er ein erstes Rücktrittsangebot im Frühjahr 2019 abgelehnt hatte. Der Kardinal war zunächst im März 2019 wegen Nichtanzeige von sexuellem Missbrauch in erster Instanz schuldig gesprochen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, in der zweiten Instanz wurde er 2020 freigesprochen. Dennoch sagte er, dass er für sich keine Perspektive mehr an der Spitze des Erzbistums sehe. Noch am Tag der Urteilsverkündigung kündigte er an, sein Schicksal in die Hand des Papstes legen. Barbarin lebt heute als Seelsorger in einem Kloster in der Bretagne. Die "Bergerie de Faucon", für die Barbarin seine Sammlung spendete, wurde 1974 von Guy Gilbert gegründet. Auf dem Bauernhof in Südfrankreich sollen straffällige Jugendliche soziales Verhalten erlernen. Der 87-jährige Gilbert leitet die Einrichtung auch heute noch und ist einer der bekanntesten Priester Frankreichs. (fxn)