Pflichtzölibat werde "sehr wahrscheinlich" letztlich doch vom Vatikan geändert

Erzbischof will verheiratete Aborigines zu Priestern weihen

Veröffentlicht am 14.08.2023 um 14:11 Uhr – Lesedauer: 

Sydney ‐ Ohne eine Ausnahmeregelung für verheiratete indigene Priester gebe es in diesen Kulturen keine Chance, Interessenten für den geistlichen Beruf anzuwerben: Erzbischof Mark Coleridge glaubt an eine Lockerung des Pflichzölibats.

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Brisbanes Erzbischof Mark Coleridge will verheiratete Männer der australischen Ureinwohner zu katholischen Priestern weihen dürfen. Ohne eine Ausnahmeregelung für verheiratete indigene Priester gebe es in diesen Kulturen keine Chance, Interessenten für den geistlichen Beruf anzuwerben, zitiert "CathNews", das Nachrichtenportal von Australiens Bischofskonferenz, am Montag aus einem Interview Coleridges mit der Zeitung "The Australian". Die jahrhundertealte Kirchenvorschrift des Pflichtzölibats für Priester werde "sehr wahrscheinlich" letztendlich doch vom Vatikan geändert.

Der westaustralische Senator Patrick Dodson, eine führende Persönlichkeit der Ureinwohner, sei der einzige indigene Mann in Australien, der jemals katholischer Priester geworden sei, so Coleridge; und er habe das Priestertum nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen. Der Erzbischof weiter: "Wir haben schon verheiratete Geistliche." Einige derer, die aus anderen Kirchen gekommen seien, seien verheiratete Männer.

Unterstützung von weiterem Bischof

Unterstützung erhielt Coleridge laut "The Australian" von Darwins Bischof Charles Gauci. Bei den Aborigines gelte es, die Kultur zu respektieren. Gauci verwies darauf, dass sich Papst Franziskus offen dafür gezeigt habe, in bestimmten Situationen verheiratete Männer zu weihen. Er selbst wäre offen für eine Diskussion dieser Angelegenheit, falls sie bei der anstehenden Weltbischofssynode im Vatikan auf den Tisch käme, so der Bischof. Rund 30 Prozent der Einwohner des Northern Territory mit seiner Hauptstadt Darwin sind Aborigines.

Die Amazonas-Synode 2019 sprach sich in ihrem Schlussdokument angesichts des Priestermangels in entlegenen Regionen für Ausnahmen vom Pflichtzölibat aus. Auch verlangten die Bischöfe und Teilnehmer ein weiteres Nachdenken über die Zulassung von Frauen zum Diakonat und eine stärkere Würdigung indigener Traditionen in der Kirche. In seinem Schreiben zur Amazonas-Synode lehnte Papst Franziskus den Abschlussbericht der Synode zum Thema Lockerung des Zölibats nicht ab, befürwortete ihn aber auch nicht. (KNA)