Erzbischof: Zelebrationsrichtung entscheidend für Kirchenzugehörigkeit
Im Liturgiestreit der syro-malabarischen Kirche hat sich der Delegat des Papstes, Erzbischof Cyril Vasil, mit drastischen Worten an die Gläubigen gewandt. Wer die vom Vatikan genehmigte Zelebrationsrichtung der Messe ablehne, lehne im Grunde die katholische Kirche ab, sagte Vasil laut Medienberichten am Dienstag in Kochi (Südindien). Die Gläubigen sollten sich daher fragen, ob sie für oder gegen den Papst seien: "Möchten Sie der Stimme der Unruhestifter den Vorzug geben, die Sie zum Ungehorsam gegenüber dem Heiligen Vater, den legitimen Pastoren Ihrer syro-malabarischen Kirche und der katholischen Kirche verleiten?", so der Erzbischof weiter. Er habe vom Papst den ausdrücklichen Auftrag, "jene Priester und Bischöfe, die weiterhin dissident sind, wieder zum Gehorsam zu bringen", so der Erzbischof.
Das Großerzbistum ist seit Jahren durch einen liturgischen Streit tief gespalten. Bei der Auseinandersetzung geht es vor allem um die Zelebrationsrichtung des Priesters während der Heiligen Messe. Ein Kompromiss der syro-malabarischen Synode vom August 2021 sieht vor, dass der Priester sich im Wortgottesdienst der Gemeinde zuwendet und die Eucharistiefeier zum Hochaltar hin zelebriert. An dieser Regelung wurde Kritik laut, weil sie ohne Beratungen mit Priestern und Laien erfolgt sei.
Erzbischof: Kein Segen für illegalen Protest
Vasil betonte nun, dass die Frage der Zelebrationsrichtung von der Autorität entschieden sei und nicht Gegenstand "endloser Diskussionen" sein könne. "Es wird niemals Gottes Segen für illegalen Protest und Aufstand geben", sagte Vasil. Dabei sei der Erzbischof auf die Knie gefallen und habe die Gläubigen angefleht, den Streit beizulegen.
Vasil fügte hinzu, dass Papst Franziskus "persönlich und ausführlich über die Einwände und Argumente gegen die Umsetzung dieser Liturgie in der Erzdiözese informiert" worden sei. Er befasse sich mit einer Ausnahmegenehmigung, die es der Erzdiözese erlauben sollte, ihre Messordnung als liturgische Variante fortzusetzen.
Die mit Rom unierte syro-malabarische Kirche in Kerala führt ihre Wurzeln auf den Apostel Thomas zurück, der Jerusalem im Jahr 40 verlassen haben soll und der Legende nach im Jahr 53 nach Indien kam. Zum Großerzbistum Ernakulam-Angamaly gehören über 650.000 Katholiken. (ben)