Rechtspopulist spricht von "Tausenden Pilgern" aus Afrika und Orient

Vorwurf der illegalen Migration: Politiker verbreitet Fake News zu WJT

Veröffentlicht am 18.08.2023 um 12:36 Uhr – Lesedauer: 

Lissabon ‐ Haben illegale Migranten den Weltjugendtag in Lissabon als Vorwand genutzt, um in Portugal unterzutauchen? Das behauptet jedenfalls ein portugiesischer Politiker – auch nachdem sich die Vorwürfe als Fake News entpuppt haben.

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Der portugiesische Politiker André Ventura wirft dem diesjährigen Weltjugendtag in Lissabon vor, für illegale Migration in das EU-Land verantwortlich zu sein. "Tausende Pilger" aus Afrika und dem Mittleren Orient seien nach dem Glaubensevent in Portugal spurlos verschwunden, schrieb der Rechtspopulist bei X – vormals Twitter –, berichtete die portugiesische Nachrichtenseite "7Margens" am Mittwoch. Der Vorsitzende der rechtsextremen Partei "Chega!" ("Es reicht!") und Parlamentsabgeordnete verbreitete in dem Sozialen Netzwerk zudem einen Artikel mit Falschinformationen, der seine Meinung untermauern sollte. Ventura kommentierte sein Posting der Fake News mit den Worten "Wir hatten Euch gewarnt. Die Regierung unternimmt überhaupt nichts!".

Der Bericht mit der Überschrift "Tausende Teilnehmer des WJT verschwunden. 'Illegale Immigration', sagt Experte" stellte sich inzwischen als Fake News heraus. Mehrere Medien, bei denen der Artikel scheinbar veröffentlicht wurde, wiesen jeden Zusammenhang mit den Texten zurück. Der Journalist Ivo Neto von der Zeitung "Público", die als Quelle für den gefälschten Artikel genannt wurde, wies bei X darauf hin, dass Ventura über die Falschbehauptungen des Berichts informiert worden sei. "Aber er hat es nicht gelöscht", so Neto. Der Weltjugendtag in Lissabon fand vom 1. bis 6. August statt. Bei der Abschlussmesse mit Papst Franziskus waren rund 1,5 Millionen Gläubige anwesend.

Ventura selbst nahm nicht am Weltjugendtags teil, sondern hielt sich zum Wahlkampf auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira auf. Der Rechtspopulist inszeniert sich häufig als gläubiger Katholik, hatte die Kirche in der Vergangenheit jedoch wiederholt wegen ihrer Haltung in der Flüchtlingskrise kritisiert. Ventura erreichte als Präsidentschaftskandidat seiner Partei bei den Wahlen 2021 mit knapp 12 Prozent der Stimmen den dritten Platz. Beim Bundesparteitag der AfD Anfang August in Madgeburg hielt Ventura ein Grußwort. "Chega!" gehört der europäischen Partei "Identität und Demokratie" an, die im Europaparlament unter anderem gemeinsam mit der AfD eine Fraktion bildet. (rom)

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