Wegen Missbrauchsklagen: Erzdiözese San Francisco meldet Konkurs an
Die Erzdiözese San Francisco hat aufgrund von mehr als 500 Klagen wegen sexuellen Missbrauchs gegen das Erzbistum einen Konkursantrag gestellt. "Die bedauerliche Realität ist, dass die Erzdiözese weder die finanziellen Mittel noch die praktischen Möglichkeiten hat, diese Missbrauchsklagen individuell zu verhandeln", begründete San Franciscos Erzbischof Salvatore Cordileone (Foto) diesen Schritt in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung. "Nach reiflicher Überlegung" habe man sich für das Konkursverfahren entschieden, um den von Missbrauch Betroffenen eine gerechte und angemessene Entschädigung für das erlittene Leid zukommen lassen zu können, so Cordileone. Gleichzeitig ermögliche man der Erzdiözese, weiterhin ihrer "heiligen Mission für die Gläubigen und die Notleidenden" nachzugehen.
Der Konkursantrag gebe dem Erzbistum die Möglichkeit, die einzelnen rechtlichen Klagen aufzuschieben und einen Vergleich mit den Klägern auszuhandeln, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Hintergrund der hohen Zahl von Klagen wegen Missbrauchsfällen, die zu einem großen Teil mehrere Jahrzehnte zurückliegen, sei ein Gesetz des US-Bundesstaates Kalifornien, das Klagen wegen bereits verjährter Taten bis Ende vergangenen Jahres zugelassen habe. Die große Mehrheit der nun anhängigen 500 Klagen beziehe sich auf Missbrauchsfälle, die vor 30 oder mehr Jahren geschehen seien. Die meisten Täter seien nicht mehr in der Seelsorge tätig oder verstorben. Es sei nach 2003 bereits das zweite Mal, dass Kalifornien Missbrauchsopfern diese rechtliche Möglichkeit eingeräumt habe. Seitdem habe das Erzbistum San Francisco bereits mehr als 70 Millionen US-Dollar an Betroffene gezahlt. Dafür seien finanzielle Mittel aus Versicherungen und Immobilienverkäufen genutzt worden.
Die Erzdiözese betonte, dass ihre 88 Pfarreien ihre laufenden Kosten selbst finanzieren und ebenso wie die katholischen Schulen, Friedhöfe, karitative Einrichtungen und Hochschulen nicht vom Konkursverfahren betroffen seien. Angestellte würden weiterbezahlt werden. Die Opferorganisation Snap äußerte Medienberichten zufolge Zweifel an der Zahlungsunfähigkeit, die das Erzbistum mit dem Konkursantrag erklärt hatte. Die Missbrauchsbetroffenen hofften, dass das zuständige Gericht die Immobilien der Erzdiözese im Blick habe, die sich in "drei der reichsten Bezirke der USA" befänden. In den USA haben in den vergangenen Jahren bereits mehrere Diözesen aufgrund von Klagen durch Missbrauchsopfer Konkurs angemeldet. (rom)
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