Das Kollegium zeigt die Vielfalt der Kulturen in der Weltkirche

Das sind die jüngsten und ältesten Kardinäle

Veröffentlicht am 30.09.2023 um 12:45 Uhr – Von Lilli Feit – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das Kardinalskollegium ist gewachsen: Papst Franziskus hat 21 Männer zu Purpurträgern gemacht, damit gibt es jetzt insgesamt 242 Kardinäle. Sie repräsentieren ganz verschiedene Generationen. Katholisch.de stellt die jüngsten und ältesten vor.

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Weltweit gibt es 242 Kardinäle, sie spiegeln die Vielfalt der Kulturen und das Spektrum der Generationen in der Weltkirche wider. Der Jüngste ist mit 49 Jahren gerade einmal halb so alt wie der Älteste. Aber nicht nur im Alter unterscheiden sich die Kleriker. Auch ihre Aufgaben und Lebenswege sind verschieden.

Die jüngsten Kardinäle

Sie sind die Entscheidungsträger von heute und morgen: Unter den jüngsten Neuzugängen im Kardinalskollegium befindet sich seit vergangenem Jahr erstmals auch die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979.

Bild: ©KNA

Der italienische Kardinal Giorgio Marengo lebt seit etwa zwanzig Jahren in der Mongolei.

Giorgio Marengo

Mit seinen 49 Jahren ist der Italiener Giorgio Marengo derzeit der Jüngste unter den Kardinälen. Geboren am 7. Juni 1974 in der Region Piemont, verbrachte Marengo seine Kindheit und Jugend in Italien, bevor er sich ganz der Mission in der Mongolei verschieb.

Noch vor dem Studium der Theologie in Mailand und Rom trat Giorgio Marengo der Ordensgemeinschaft der Consolata-Missionare bei, auch als Turiner Missionare bekannt. Seit seiner Priesterweihe im Jahr 2001 war er für den Orden als Missionar in der Mongolei tätig. 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Apostolischen Präfekten von Ulaanbaatar und veranlasste seine Weihe zum Titularbischof. Mit rund 1.400 Gläubigen umfasst die katholische Kirche in der Mongolei dabei weniger Mitglieder als so manche Pfarrei hierzulande. Auch nach seiner Ernennung zum Kardinal im August 2022 und seiner Berufung zum Mitglied des Dikasteriums für die Evangelisierung im selben Jahr bleibt Marengos hauptsächliche Wirkstätte in der Mongolei. Er setzt sich vor allem für die sozialen Belange der Gläubigen ein, etwa die Versorgung von Alkoholkranken und die berufliche Förderung von Frauen.

Bild: ©KNA/Manuel Meyer

Americo Aguiar wird am 26. Oktober als Bischof von Setubal eingeführt.

Americo Aguiar

Als Papst Franziskus verkündete, ihn Ende September 2023 zum Kardinal machen zu wollen, war er eine Besonderheit: Denn Americo Aguiar (49) war als einer der wenigen designierten Kardinäle kein Diözesanbischof, sondern Weihbischof im portugiesischen Erzbistum Lissabon. Das änderte sich im September, als Franziskus ihn zum Bischof von Setubal machte. Aguiar wurde 1973 geboren und studierte Theologie, Philosophie und Kommunikationswissenschaft in Porto und Lissabon. Nach seiner Priesterweihe 2001 wurde er später Generalvikar in Porto und 2019 Weihbischof in Lissabon.

Bild: ©KNA

Der osttimoresische Kardinal Virgílio do Carmo da Silva ist auch Ordensmitglied der Salesianer Don Boscos.

Virgílio do Carmo da Silva

Virgílio do Carmo da Silva wurde 1967 in der Kolonie Portugiesisch-Timor, nördlich von Australien, geboren. Nach der Unabhängigkeit des Landes 1975 als Osttimor erlebte er als Kind die Annexion des Landes durch Indonesien. Durch die Gewalt der Besatzer und den Widerstand gegen sie kam es zu einer humanitären Katastrophe, die einem Drittel der Bevölkerung das Leben kostete. Die Salesianer Don Boscos ermöglichten ihm in dieser unruhigen Zeit den Schulbesuch.

Im Jahr 1990 trat er der Ordensgemeinschaft bei und studierte Philosophie und Theologie in Manila und Rom. Nach seiner Ausbildung kehrte er als Priester in seine nun wieder unabhängige Heimat zurück und leitete eine Schule des Ordens, bevor er 2015 zum Provinzial der Salesianer von Osttimor und Indonesien ernannt wurde. Nach der Bischofsweihe 2016 ernannte Papst Franziskus ihn 2022 zum Kardinal und berief ihn als Mitglied des Dikasteriums für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens.

Die katholische Kirche ist in dem kleinen Land mit gerade einmal 1,3 Millionen Einwohnern auch für die nationale Identität von besonderer Bedeutung. Mehr als 96 Prozent der Bevölkerung sind katholischen Glaubens. Die Insel Timor teilt sich zu gleichen Teilen in das indonesische Westtimor und den Staat Osttimor. Auch im indonesischen Teil der Insel leben mehrheitlich Katholiken.

Bild: ©KNA

Dem brasilianischen Kardinal Paulo Cezar Costa liegt der Schutz des Regenwalds am Herzen.

Paulo Cezar Costa

Der brasilianische Geistliche und Theologieprofessor Paulo Cezar Costa, geboren 1967 in Valença, fällt auch durch politische Äußerungen auf. Unter der Präsidentschaft des rechtspopulistischen Jair Bolsonaro (2019-2022) äußerte sich Costa auch zur politischen Lage im Land. Er warnte vor einer Polarisierung in der Politik, die ideologische Inhalte stärker in den Blick nehme als die akuten Probleme der Menschen. Als Beispiel nannte er den Schutz des Amazonas-Regenwalds. Costa ist seit 2020 Erzbischof von Brasília und Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika und des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen. Im August 2022 nahm in Franziskus schließlich ins Kardinalskollegium auf.

Als ehemaligem Regens eines Priesterseminars und Dekan an der theologischen Fakultät der Katholischen Universität von Rio de Janeiro liegt dem 56-jährigen besonders die Bildung von jungen Menschen am Herzen. So gestaltete Costa 2013 auch den 28. Weltjugendtag in Rio de Janeiro maßgeblich mit.

Bild: ©KNA

Kardinal Dieudonné Nzapalainga kommt aus der zentralafrikanischen Republik.

Dieudonné Nzapalainga

Mit der Ernennung Dieudonné Nzapalaingas zum Kardinal im Jahr 2016 hat Papst Franziskus einen unermüdlichen Friedensaktivisten geehrt. Der zentralafrikanische Geistliche setzt sich für die Beendigung der gewaltsamen Auseinandersetzungen in seinem Land ein. So erwirkte der 56-jährige etwa in persönlichen Verhandlungen mit Rebellen die Freilassung von Geiseln unterschiedlicher Konfessionen. Seitdem er dem Imam Oumur Kobine Layama und mehr als 10.000 weiteren Flüchtlingen kirchliches Asyl gewährte, warben Kardinal Nzapalainga und der Imam zudem gemeinsam für Frieden und Verständigung in ihrem Land. Ihr Engagement wurde 2015 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Geboren am 14. März 1967 in der Provinz Mbomou, im Süden der Republik als eines von zehn Kindern besuchte der Sohn eines Analphabeten eine Ordensschule und studierte in Kamerun, Gabun und Frankreich. 1993 trat er der Ordensgemeinschaft der Spiritaner bei. Nach seine Kaplanszeit in Marseille kehrte er in seine Heimat zurück und wirkte als erster Einheimischer als Präsident der Konferenz der Ordensoberen in der Zentralafrikanischen Republik. 2012 wurde er zum Erzbischof der Hauptstadt Bangui ernannt. Nzapalainga ist zudem Mitglied des Dikasteriums für die Evangelisierung der Völker.

Die ältesten Kardinäle

Über die Debatten zum Renteneintrittsalter können diese Herren nur müde lächeln. Die fünf ältesten Kardinäle der Welt haben das 95. Lebensjahr bereits überschritten und wirkten teils bis zu ihrem 80. Geburtstag als Bischöfe in ihren Diözesen. Ein Blick auf fünf unterschiedliche Lebenswege, von Dichtern, Aktivisten und Seelsorgern.

Bild: ©KNA

Kardinal Alexandre do Nascimento aus Angola ist das älteste Mitglied des Kardinalskollegs.

Alexandre do Nascimento

Mit seinen 98 Jahren ist Alexandre do Nascimento derzeit das älteste Mitglied des Kardinalskollegiums. Als Professor für Dogmatik in der angolanischen Hauptstadt Luganda verschrieb sich der 1925 im angolanischen Malanje geborene do Nascimento zunächst der Forschung. Neben seiner Lehrtätigkeit wurde er jedoch bald auch als Herausgeber der katholische Zeitung O Apostolado tätig und leitete den katholischen Rundfunk des Landes. Als Hafenseelsorger begleitete er in dieser Zeit zudem Menschen durch schwierige Lebenssituationen.

Wegen Unabhängigkeitskriegs in Angola (1961-1974) ging do Nascimento für zehn Jahre ins Exil nach Lissabon, bevor er 1971 die Leitung des Caritasverbandes in seinem Heimatland übernahm. Papst Paul VI. ernannte ihn 1977 zum Erzbischof. Während eines Pastoralbesuches wurde do Nascimento 1982 Opfer einer Geiselnahme durch Guerrillatruppen und wurde erst nach einem Monat in Gefangenschaft freigelassen. Papst Johannes Paul II.  ernannte ihn im folgenden Jahr zum Kardinal.

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Kardinal Estanislao Esteban Karlic stammt wie Papst Franziskus aus Argentinien.

Estanislao Esteban Karlic

Der argentinische Landsmann des Papstes wurde zwar nicht als Geisel genommen, lebte jedoch viele Jahre unter der argentinischen Militärdiktatur. Der Sohn kroatischer Einwanderer studierte in Rom Theologie und Philosophie und unterrichtete nach seiner Priesterweihe an der katholischen Universität im argentinischen Córdoba, wo er später Weihbischof wurde.

Nach dem Ende der argentinischen Diktatur wurde der am 7. Februar 1926 in der Provinz Córdoba geborene Karlic 1983 unter Papst Johannes Paul II. zum Koadjutorerzbischof von Paraná im Nordosten des Landes ernannt. Als solcher war er dem amtierenden Erzbischof Adolfo Tortolo zur Seite gestellt. Tortolo, der engen Kontakt zum Militärregime gepflegt hatte, gab drei Jahre später seinen Rücktritt bekannt. Von 1996 bis 2002 saß Karlic der argentinischen Bischofskonferenz vor. Im folgenden Jahr nahm Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch aus Altersgründen an. 2007 wurde der Argentinier von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal berufen.

Bild: ©KNA

Der ugandische Kardinal Emmanuel Wamala nahm am Konklave 2013 nicht teil, da er die Altersgrenze von 80 Jahren überschritten hatte.

Emmanuel Wamala

Der ugandische Kardinal Emmanuel Wamala sah in der Kirche nicht nur seine geistige Heimat, sondern auch eine Chance auf Bildung. Als Schulinspektor setzte sich der Kirchenmann für die Ausbildung von Kindern in seiner Heimat ein.

Wamala wurde am 15. Dezember 1926 als eines von zehn Kindern in einem Dorf in Zentraluganda geboren und entschied sich wie zwei seiner Brüder für ein Studium der Theologie und die Priesterweihe. Nach Studienaufenthalten in Rom und den USA wirkte er als Gemeindeseelsorger, Schulinspektor und Hochschullehrer in seinem Heimatland. Neben seiner Ausbildung als Theologe machte Wamala auch einen Abschluss in Sozialwissenschaften.

1981 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof ernannt, 1990 zum Erzbischof von Kampala. Bis 1994 war er Vorsitzender der Bischofskonferenz von Uganda.

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Luis Pascual Dri

Der Argentinier Luis Pascual Dri kommt aus einer Ordensfamilie. Bis auf eines traten alle seine Geschwister in Orden ein, er wurde mit elf Jahren Schüler eines Kapuzinerseminars und danach Novize in Montevideo in Uruguay. Die ewige Profess legte er 1949 ab, 1952 wurde er Priester. Ein Jahr später wurde er Rektor eines Seminars für Jungen, Ende der 1950er Jahre dann Novizenmeister. 1962-1974 arbeitete er als Lehrer, dann ging er in eine Pfarrei. Zusätzlich wurde er 1976 Novizenmeister in Minas. Im Jahr 2007 zog er an das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau von Pompei in Buenos Aires, dort arbeitet er bis heute als Beiuchtvater. Dort kam er auch mit dem späteren Papst Franziskus in Kontaklt und gilt in argentinischen Medien als sein Beichtvater.

Bild: ©picture alliance / Stefano Spaziani

Kardinal Júlio Duarte Langa erlebte in seiner Zeit als Bischof von Maputo den Bürgerkrieg in Mosambik.

Júlio Duarte Langa

Júlio Duarte Langas Leben ist stark mit seinem Heimatland Mozambik verwoben. Anders als viele seiner Kardinalskollegen verbrachte er seine gesamte Studienzeit in seiner Heimat und blieb auch während des 16-jährigen Bürgerkriegs dort.

Geboren im Oktober 1927 in der damaligen portugiesischen Kolonie, wurde Langa nach seinem Studium mit 30 Jahren zum Priester geweiht. Neben seiner Tätigkeit als Priester engagierte er sich in der Übersetzung von Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils in lokale Volkssprachen. Im Jahr 1976, das auch den Beginn des Bürgerkriegs in Mozambik markiert, wurde Langa zum Bischof der Diözese Xai-Xai ernannt. Während der gewaltsamen Auseinandersetzungen in seinem Land, die knapp eine Million Tote forderten und zahlreiche Menschen zur Flucht zwangen, bemühte sich Langa besonders um die Linderung der Not. So organisierte er Hilfsmaßnahmen für Menschen, die von grassierenden Epidemien oder Naturkatastrophen betroffen waren.

Von Lilli Feit