"Der Papst versteht weder Russland noch seine Geschichte"

Bischöfe aus Ukraine wollen mit Papst über Haltung zu Russland reden

Veröffentlicht am 03.09.2023 um 15:08 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Die Würdigung des "großen Russlands" von Papst Franziskus beschäftigt die griechisch-katholischen Bischöfe der Ukraine weiterhin. Bei ihrer Bischofssynode in Rom wollen die Oberhirten nun mit dem Papst persönlich über dessen Äußerungen sprechen.

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Vertreter der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine wollen mit Papst Franziskus über dessen Haltung zu Russland reden. "Der Papst versteht weder Russland noch seine Geschichte oder derzeitigen Verbrechen", sagte Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk im Vorfeld einer am Sonntag begonnen Bischofssynode in Rom. "Und wir sind diejenigen, die die Stimme der Wahrheit für das ukrainische Volk sein müssen, sogar vor dem Heiligen Vater in Rom." Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine kündigte an, dass die bis zum 13. September in Rom versammelten Bischöfe seiner Kirche auch Franziskus treffen werden.

Vor Kurzem hatten Äußerungen des Papstes bei einer katholischen Jugendveranstaltung in Russland Empörung unter Ukrainern hervorgerufen. Franziskus, der per Video-Übertragung an dem Event in Sankt Petersburg teilnahm, war vom Redemanuskript abgewichen und hatte die russischen Jugendlichen aufgerufen, ihr Erbe nicht zu vergessen. "Ihr seid Erben des großen Russlands: des großen Russlands der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II.", sagte er.

Papst-Äußerungen sorgten für "tiefe Enttäuschung"

Dem Papst wurde daraufhin vorgeworfen, er verbreite russisches Großmachtdenken und Propaganda. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erklärte, Franziskus habe mit seinen spontan formulierten Worten russische Jugendliche ermutigt, das beizubehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe. Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen habe er damit in keiner Weise loben wollen.

Auch Schewtschuk hatte sich kritisch geäußert. Die Ausführungen hätten in der ukrainischen Gesellschaft eine "tiefe Enttäuschung" verursacht, hob er hervor. Der Großerzbischof von Kiew-Halytsch feiert am 10. September im Petersdom einen Gottesdienst mit den weiteren in Rom versammelten Bischöfen seiner Kirche. Die Synode endet am 13. September.

Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. (KNA)