Erzbischof verteidigt Papst: Lobende Russland-Worte im Kontext sehen
Der Erzbischof von Moskau, Paolo Pezzi, hat sich in der Debatte um die Aussagen des Papstes zur russischen Geschichte zu Wort gemeldet. Der italienischen Zeitung "Avvenire" (Donnerstag) sagte Pezzi, die Videoschalte, bei der Franziskus unlängst vom großen Erbe der russischen Geschichte sprach, sei ein einzigartiges Ereignis gewesen. Rund 400 junge Menschen aus Russland hätten unmittelbar den Papst erlebt; dieser habe vor allem von der Notwendigkeit gesprochen, Brücken zu bauen und den Dialog unter den Generationen zu fördern.
Die jungen Menschen aus Russland hätten nicht am Weltjugendtag teilnehmen können; die Videoschalte mit dem Papst sei eine Art Ersatz dafür gewesen. Als der Papst im Dialog mit den Jugendlichen davon sprach, sie sollten ihre Identität nicht vergessen und das Erbe des "großen Russlands, der Heiligen und der Könige" bewahren und dabei auch Peter den Großen und Katharina die Große nannte, habe niemand unter den Teilnehmern dies als Hinweis auf die imperialistische Politik und die Eroberungskriege dieser Herrscher verstanden.
Mit dieser Deutung hatten mehrere ukrainische Regierungs- und Kirchenvertreter die Sätze des Papstes scharf kritisiert. Pezzi betonte hingegen, im Moment der Videoschalte hätten alle Teilnehmer begriffen, dass es dem Papst darum gegangen sei, die jungen Leute an den Reichtum der Vergangenheit und an ihre Identität zu erinnern. Mit seinen Worten von der "großen Mutter Russland" habe Franziskus an die reiche kulturelle und religiöse Tradition des Landes erinnert. Auch Jesus habe nicht das Römische Reich wegen seiner Eroberungsfeldzüge verurteilt, sondern das Christentum geschaffen, erklärte Pezzi. Die jungen Leute habe der Papst ermutigt, keine Angst zu haben, sondern Hoffnung und Kraft aus ihrer Tradition zu schöpfen. (KNA)