Großerzbischof hofft nach Verstimmungen auf Papstaudienz

Ukrainische Kirche erwartet klare Botschaft von Papst Franziskus

Veröffentlicht am 05.09.2023 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ In der Ukraine hat Papst Franziskus mit Wertschätzung für das "große Russland" für Verstimmung gesorgt – auch bei den Kirchen. Der ukrainisch-katholische Großerzbischof erwartet eine klare Geste des Papstes zugunsten der Ukraine.

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Der ukrainisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk will die in Rom tagende Synode seiner Kirche dafür nutzen, zur ganzen Welt über das Schicksal des ukrainischen Volkes zu sprechen. In einer Videoansprache anlässlich des Beginns der Synode sagte der Großerzbischof am Montag, dass er von Papst Franziskus eine deutliche Botschaft erwarte. Der Papst sei ein großer Experte im Zuhören und ein Meister der Gesten. "Wir wollen im Namen der Ukrainer zum Herzen des Heiligen Vaters sprechen. Gleichzeitig erwarten wir von ihm eine Geste gegenüber unserem leidgeprüften Volk, die beredter sein wird als Hunderte von gesprochenen oder geschriebenen Worten", so Schewtschuk. Im Rahmen der Synode ist eine Audienz der ukrainisch-katholischen Bischöfe bei Papst Franziskus geplant. Am Dienstag kündigte der Pressesaal des Heiligen Stuhls an, dass die Audienz am Mittwoch stattfinden werde.

Schewtschuk zeigte sich optimistisch, dass die Tagung in Rom dabei helfen werde, das Schicksal des ukrainischen Volkes der Weltöffentlichkeit nahezubringen. "Gerade in den letzten Tagen beginnt die ganze Welt, sich an die verbrecherische Vergangenheit des Russischen Reiches zu erinnern und die Wiederholung dieser Geschichte heute auf ukrainischem Boden aus der Sicht nicht eines Besatzers und Kolonisators, sondern eines unterdrückten Volkes zu hören", so der Großerzbischof.

Massive Kritik am Papst und seiner Haltung zu Russland

Im Vorfeld der Synode hatte Schewtschuk bereits angekündigt, mit Papst Franziskus über dessen Haltung zu Russland zu reden: "Der Papst versteht weder Russland noch seine Geschichte oder derzeitigen Verbrechen." Ende August stießen Äußerungen von Papst Franziskus gegenüber russischen Jugendlichen zur Geschichte Russlands vor allem in der Ukraine auf massive Kritik. Der Papst hatte die Jugendlichen an die Geschichte ihres Landes erinnert und sie als "Erben des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II." bezeichnet. Der Großerzbischof habe "mit großem Bedauern und großer Sorge" von den Papst-Äußerungen erfahren. "Wir hoffen, dass diese Worte des Heiligen Vaters spontan gesprochen wurden, ohne den Versuch einer historischen Bewertung, geschweige denn einer Unterstützung der imperialistischen Ambitionen Russlands." Der Vatikan und die Kiewer Nuntiatur sahen sich zu einer Klarstellung veranlasst und betonten, dass Franziskus sich von jeder Form des Imperialismus distanziere. Lob kam indes aus Moskau. Am Montag bezeichnete Papst Franziskus seine Äußerungen als "nicht glücklich".

Die Synode der Bischöfe der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hat am Sonntag mit einer Messe in der römischen Nationalkirche der Ukrainer, Santa Sofia, begonnen. Die ukrainisch-katholische Kirche ist mit 4,5 Millionen Gläubigen die größte katholische Ostkirche, etwa sechs Prozent der Ukrainer bekennen sich zu ihr. Der Kirche steht der Großerzbischof von Kiew und Galizien vor, geleitet wird sie von der Synode unter Vorsitz des Großerzbischofs. An der Synode in Rom, die noch bis zum 13. September tagt, nehmen 45 der 56 Bischöfe aus Europa, den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Australien teil. Das Schwerpunktthema der Synode ist die pastorale Unterstützung von Kriegsopfern. (fxn)

5. September 2023, 13.50 Uhr: Ergänzt um Datum der geplanten Audienz.