"Nihil obstat" für Stelle als Dekan war vom Vatikan verweigert worden

Lintner: Kirche hat bis heute Probleme mit Gewissensfreiheit

Veröffentlicht am 06.09.2023 um 17:47 Uhr – Lesedauer: 

Brixen ‐ Das vatikanische Veto für die Wahl von Martin Lintner zum Dekan hat hohe Wellen geschlagen. Grund für das verweigerte "Nihil obstat" waren seine Publikationen zur Sexualmoral. Der Moraltheologe hat jetzt sein nächstes Buch zum Thema angekündigt.

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Der Brixener Moraltheologe Martin Lintner hat sich für die Erneuerung einer Sexualethik in der Kirche ausgesprochen. "Die katholische Kirche, ich glaube das durchaus sagen zu können, hat mit der Gewissensfreiheit bis heute gewisse Probleme", sagte der Theologieprofessor dem Internetportal "religion.orf.at" am Mittwoch. Während des Pontifikats von Johannes Paul II. sei das Thema "immer ein ganz großes Konfliktfeld" gewesen. Dieser habe argumentiert, dass Katholiken in entscheidenden sittlichen Fragen, in denen das Lehramt eine Lehre vorgebe, nicht davon abweichen könnten. Lintner plädierte dafür, "dass man versucht, die Gewissen der Menschen zu bilden und nicht ihnen vorzuschreiben, was sie zu tun haben".

Im Juni hatte die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) Brixen mitgeteilt, dass das vatikanische Bildungsdikasterium der Wahl Lintners zum Dekan die notwendige Unbedenklichkeitserklärung verweigert hatte. Als Grund dafür wurden die Publikationen Lintners zu Fragen der katholischen Sexualmoral genannt. Gegen diese Entscheidung protestierten mehrere Theologenvereinigungen. Auch das Professorenkollegium der PTH Brixen stelle sich hinter ihren Kollegen.

Er wolle "konstruktiven Beitrag" leisten

Als er von der Entscheidung erfahren habe, sei er zunächst enttäuscht gewesen, sagte Lintner jetzt im ORF-Interview. Später war er nach eigener Aussage dann "eher verwundert, dass diese Spielregeln im Vatikan offensichtlich immer noch angewendet werden – trotz Kurienreform und auch obwohl Papst Franziskus ja von Anfang seines Pontifikats an deutlich gemacht hat, dass er auch das Verhältnis zwischen Lehramt bzw. der römischen Kurie und den Theologen und Theologinnen verbessern möchte". Auch klärende Gespräche mit ihm, dem Bischof oder der Hochschule habe es nicht gegeben. "Insgesamt hat es mir aber keine schlaflosen Nächte bereitet."

Der Moraltheologe will auch zukünftig weiter zum Thema Sexualethik arbeiten. "Man hat mir ja kein Lehr- und Publikationsverbot erteilt, von daher sehe ich auch keinen Anlass, diesbezüglich nicht mehr aktiv zu sein", so Lintner. In Kürze erscheine ein Buch, das seine Forschungsergebnisse zusammenfasse. Darin gehe er auch auf die Anfragen seitens des Lehramts ein. "Ich behaupte ja nicht, dass das, was ich präsentiere, morgen die Lehre der Kirche sein muss", so Lintner. "Aber einen konstruktiven Beitrag zu leisten, das nehme ich für mich in Anspruch." (cbr)