Bistum Limburg stellt sich für weitere Missbrauchsaufarbeitung auf
Das Bistum Limburg sieht sich bei der Aufarbeitung und der Vorbeugung von Missbrauch gut aufgestellt. In den vergangenen drei Jahren seien dazu zahlreiche Empfehlungen von Experten umgesetzt worden. Bischof Georg Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, sprach am Freitag bei einer Pressekonferenz von Weichenstellungen für einen tiefgreifenden Kulturwandel. Das Bistum habe sich offen und ehrlich den systemischen Gründen sexuellen Missbrauchs gestellt und vieles geändert. Der Bischof betonte zugleich, die Aufarbeitung sei damit nicht abgeschlossen: "Wir sind über den Anfang hinaus, aber die Arbeit muss weitergehen."
Das Limburger Vorhaben ist den Angaben zufolge bundesweit einzigartig. Denn es sei von Beginn an darum gegangen, Fälle sexueller Gewalt aufzuklären und gleichzeitig die Strukturen im Bistum zu ändern, die Missbrauch begünstigten. Kein anderes Bistum gehe das so konsequent und umfassend an wie Limburg, sagte die Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, Claudia Burgsmüller.
Die Empfehlungen beziehen sich auf das Bistum Limburg, sind an vielen Stellen aber auch allgemein. Ein solches Vorgehen "würde vielen anderen Bistümern auch gut tun", sagte Bätzing auf Nachfrage. Zugleich betonte er, dass jedes Bistum seinen Weg selbst gehen müsse. Aufklärung und Aufarbeitung könne sich niemand sparen. Er selbst habe vor allem in Gesprächen mit Betroffenen viel gelernt.
Drei konkrete Neuerungen
Die Diözese Limburg plant vor allem drei konkrete Neuerungen: eine Internet-Informationsplattform "Sicher sein", eine Fachstelle gegen Gewalt und einen jährlichen Bericht zur Einhaltung der Regeln. Die Internet-Plattform soll alle Informationen des Bistums zum Thema zusammenfassen, beispielsweise zu Angeboten, Ansprechpartnern, Veranstaltungen und Regeln. Die Fachstelle bündelt Angebote und bietet Fachwissen an. Der Compliancebericht soll jedes Jahr offenlegen, ob die Schritte funktionieren.
Das Bistum Limburg befasst sich seit 2020 mit 64 Empfehlungen von Experten zum Thema. Konkret geht es darum, Missbrauch zu verhindern, Betroffene zu unterstützen und einen Kulturwandel zu erreichen. Grund dafür waren zwei Missbrauchsberichte, die bundesweite Missbrauchsstudie der katholischen Kirche von 2018 und ein eigenes Aufarbeitungsprojekt im Bistum Limburg "Betroffene hören – Missbrauch verhindern".
Von den 64 Empfehlungen wurden demnach 42 abgeschlossen, 16 weitere sollen bis Anfang 2024 bearbeitet werden. 6 Punkte müssten auf Ebene der Bischofskonferenz oder der Weltkirche bearbeitet werden. Dabei geht es etwa um eine theologische Neubewertung von Homosexualität oder um eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit. Es fehle ansonsten beispielsweise noch eine externe Ombudsstelle für Kinder und Jugendliche. Diese soll zusammen mit dem Land Hessen eingerichtet werden. Bereits geändert wurde beispielsweise die Ausbildung für Priester und die Kommunikation mit Betroffenen. (KNA)