Bonnemain: Hätte Vertuschungs-Ermittlungsauftrag am liebsten abgelehnt
Der Churer Bischof Joseph Bonnemain ist nicht glücklich darüber, gegen sechs Schweizer Bischöfe wegen Vertuschung und einem sexuellen Übergriff ermitteln zu müssen. Am liebsten hätte er den Auftrag aus Rom abgelehnt, sagte er gegenüber "kath.ch" (Montag). "Es geht mir nicht gut. Es ist eine grosse Herausforderung, einzig den Sachverhalt zu untersuchen und dabei alles andere auszublenden", so der Bischof. Am Wochenende wurde bekannt, dass Bonnemain vom Vatikan mit einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung beauftragt wurde. Die Schweizer Bischofskonferenz bestätigte, dass der Vatikan Ermittlungen gegen mehrere amtierende und emeritierte Bischöfe sowie weitere Kleriker wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch eingeleitet hat.
Bonnemain betonte, dass er seinen Auftrag nicht so versteht, dass er gegen jemanden ermittelt: "Es geht darum, Sachverhalte zu überprüfen und die Resultate in einem Bericht festzuhalten." Ziel sei die Prüfung, ob die Verantwortlichen zu unterschiedlichen Zeitpunkten richtig reagiert oder Meldepflichten verletzt haben. Als Untersuchungsführer werde er keine Stellung dazu nehmen, ob er einen Rücktritt der beschuldigten Bischöfe befürworte. Er könne auch nicht für andere sprechen oder entscheiden, ob die Bischöfe ihr Amt während der Ermittlungen ruhen lassen sollen: "Über die weiteren Schritte in einem solchen Fall wird das Dikasterium für die Bischöfe zu entscheiden haben."
Ehemaliger Nuntius in Deutschland beschuldigt
Nach Informationen der Schweizer Zeitung "SonntagsBlick" handelt es sich bei den der Vertuschung Beschuldigten um den Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, den Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, und seinen Weihbischof Alain de Raemy, der zugleich Jugendbischof der Schweiz ist, einen früheren Weihbischof sowie den ehemaligen Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset. Einem namentlich nicht genannten Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz wird sexuelle Belästigung eines Jugendlichen vorgeworfen.
Im Rahmen einer kanonischen Voruntersuchung wird geprüft, ob genügend Anhaltspunkte vorliegen, um ein kirchenrechtliches Strafverfahren zu eröffnen. Mitte August hatte der Basler Bischof Felix Gmür unabhängig von den aktuellen Fällen Fehlverhalten im Umgang mit einem Missbrauchsfall eingeräumt. Am Dienstag wollen Forschende der Universität Zürich Ergebnisse einer Pilotstudie zum Thema Missbrauch und katholische Kirche in der Schweiz vorstellen. (fxn)